BmD-Vorstandsmitglieder beim Demografiekongress in Hannover

img_8845b„Starke Städte und lebendige Dörfer“: Beim 3. Demografiekongress der Landesregierung ging es am 18. Oktober im Hannover-Congress-Centrum HCC in 5 Foren und mit rund 30 Informationsständen um die Handlungsempfehlungen des Zukunftsforums Niedersachsen. Aktiv dabei waren die BmD-Vorstandsmitglieder Frauke Lehrke (Dorfladen Bolzum) und Günter Lühning (Dorfladen Otersen).Auf einem kleinen Messestand in der Niedersachsenhalle des HCC präsentierte sich das Dorfladen-Netzwerk mit Info-Tafeln und Frauke Lehrke und Günter Lühning, Vorstandsmitglieder der Bundesvereinigung multifunktionaler Dorfläden (BmD) standen zahlreichen Gästen Rede und Antwort. Zu den interessierten Gästen auf dem Info-Stand des Dorfladen-Netzwerkes gehörten mehrere Bürgermeister und Regionalmanager von EU-Förderregionen.

Frauke Lehrke (Dorfladen Bolzum), Ingwer Seelhoff (MarktTreffs Schleswig-Holstein) und Prof. Dr. Axel Priebs

Frauke Lehrke (Dorfladen), Ingwer Seelhoff (MarktTreffs) und Prof. Dr. Axel Priebs

Günter Lühning (Otersen), Frauke Lehrke (Bolzum) und Winfried Winter (Adelheidsdorf) Foto: Strüber

Günter Lühning (Otersen), Frauke Lehrke (Bolzum) und Winfried Winter (Adelheidsdorf) Foto: Strüber

Zu den Gästen auf dem kleinen Dorfladen-Stand gehörten auch unsere Dorfladen-Freunde aus Adelheidsdorf bei Celle, Annemarie Strüber und Winfried Winter. Am Tag zuvor wurde in Adelheidsdorf der 2. Dorfladen-Geburtstag gefeiert.

Auf dem Messestand kam es am 18. Oktober auch zum Meinungs-und Erfahrungsaustausch zwischen den Akteuren des niedersächsischen Dorfladen-Netzwerkes und der Initiative „Dorfgemeinschaft 2.0“ (www.projekt.dorfgemeinschaft20.de) aus dem Emsland. Gespräche wurden mit Friedhild Füsser und Projektleiter Thomas Nerlinger geführt.

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Frauke Lehrke (Dorfladen Bolzum) und Friedhild Füser (Projekt „Dorfgemeinschaft 2.0)

Im Forum I gehörte BmD-Vorsitzender Günter Lühning zu den Referenten von IHK, Uni Hannover, BmD und Berlin-Institut, die Kurz-Vorträge zum Thema „Sicherung der Nahversorung im ländlichen Raum“ hielten.

Günter Lühning schilderte den Rückgang der Lebensmittel-Geschäfte von 160.000 in den 1970er Jahren auf aktuell unter 39.000. Jeder Negativ-Trend sorge aber irgendwann für eine Gegenbewegung und die heiße immer öfter „Eigeninitiative statt Unterversorgung“ und „Dorfladen – von Bürgern für Bürger“. Über 200 dieser Bürger-Läden gebe es mittlerweile.

Günter Lühning ging in seinem Vortrag auch auf die Alternativen für den ländlichen Raum ein:

  • Weit-entfernt-Versorgung – nach Laden-Schießung
  • Mobile Verkaufswagen – kein Vollsortiment
  • Dorfladen „von Bürgern für Bürger“
  • Online-Einkauf von Lebensmitteln?

Dorfladen-Konzepte sollten nicht 1:1 kopiert werden, sondern müssten individuell von aktiven Bürgerschaften für das jeweilige Dorf entwickelt werden. In der Regel seien die Dorfladen

  • kleine Vollsortimenter mit 100 – 200 qm Ladenfläche,
  • 1.500 bis 3.000 verschiedenen Artikeln,
  • Dienstleistungen in unterschiedlich starker Ausprägung und
  • mit sozio-kulturellen Funktionen (DorfCafé, Mehrgenerationen-Werkstatt etc.)

Zum Mega-Trend Digitalisierung und Online-Einkauf präsentierte Günter Lühning einen Pressebericht „Der Supermarkt kommt jetzt ´online´ ins Dorf“. Dieser Bericht datierte allerdings aus dem Monat Mai des Jahres 2000 und Edeka sei mit der damaligen Online-Strategie für den ländlichen Raum vor gut 15 Jahren (leider) gescheitert, berichtete Lühning über die Erfahrungen einer niedersächsischen Nahversorgungs-Initiative aus dem Jahr 2000.

Dorfläden sollten die Digitalisierung aufmerksam beobachten und die Chancen und Risiken abwägen, empfahl Günter Lühning. Der BmD-Vorsitzende sah sich durch die KPMG-Studie „Die Zukunft des Einkaufens“ (www.kpmg.com/DE/de/Documents/studie-zukunft-einkauf-2013-gdi-kpmg-version-2.pdf) bestätigt, dass der Online-Einkauf von Lebensmitteln nicht zum Standard wird, sondern der „Einkauf um die Ecke“ und Nischenlösungen weiter an Bedeutung gewinnen werden, wobei die Schnittmenge zwischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Gastronomie größer werde. Dorfläden mit einem Café als örtlichem Treffpunkt liegen deshalb schon länger im Trend, so Lühning.

folie2In verschiedenen Bundesländern hätten sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten unterschiedliche Modelle unterschiedlich gut entwickelt. Günter Lühning erwähnte in seinem Vortrag „Komm-In“, „DORV“, die „MarktTreffs“ und die bürgerschaftlich organisierten Dorfläden.

„Wenn wir aus Niedersachsen auf vermeintliche ´Modell-Projekte´ aus anderen Bundesländern blicken, dann sollten wir auch den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg kritisch hinterfragen“, betonte Lühning und meinte damit konkret das „DORV“-Projekt. Lühning empfahl dazu einen Blick in den Bundesanzeiger. Dort seien 48.000 € Jahresfehlbetrag 2014 und ein Negativ-Kapital von 113.000 € für DORV dokumentiert.

Erfolgreicher seien dagegen die MarktTreffs (LEH-Markt und dörflicher Treffpunkt) in Schleswig-Holstein und die über 200 individuellen Bürger-Dorfläden in Bayern, Nieder-sachsen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Hessen.

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