Soziale Orte braucht das Dorf

Am 17. und 18.9.2018 fand in Göttingen eine 2-tägige Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung statt. Das Thema der Veranstaltung war „Was blüht dem Dorf?“. Die Referenten der Veranstaltung, darunter Klausens Dorfladen-Vorsitzender Alois Meyer und die über 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland gingen der Frage nach, wo die Ursachen von aufkeimendem Rechtsradikalismus auf dem Lande liegen und welche Strategien dazu geeignet sind, dieser Entwicklung wirksam entgegenwirken können.

Alois Meyer berichtet von der Veranstaltung „Was blüht dem Dorf?“:

Damit eine Dorfgemeinschaft lebendig bleibt, braucht es Orte der Begegnung im Dorf. Hier findet sozialer Kontakt, kommunikativer Austausch und Pflege des dörflichen sozialen Netzwerks statt. Wo diese sozialen Orte fehlen, zieht auch im Dorf sehr schnell soziale Isolation, Vereinsamung und atmosphärische Kälte ein.

Soziale Orte können das Vereinsheim sein, in dem sich der örtliche Sportverein nach dem Training in gemütlicher Runde zusammensetzt, es kann der wöchentliche Gottesdienst in der Dorfkirche sein, es kann auch die Dorfkneipe sein, in der man sich zum Feierabendbier trifft. Ein besonderer sozialer Ort im Dorf kann aber auch der Dorfladen sein. Hier treffen sich nicht nur bestimmte Interessengruppen, sondern der Dorfladen ist Anlaufpunkt für alle Altersgruppen, Konfessionen, Sportler und Musiker, Einheimische und Zugezogene. Gerade durch diese neutrale Stellung ist ein Dorfladen ein besonders geeigneter Ort für ungezwungene Begegnungen. Eine Mitgliedschaft in einem Verein oder ein Eintrittsgeld ist nicht notwendig. Der Dorfladen ist ein offener Treff für Alle.

Es ist somit auch nicht berechenbar, wer sich im Dorfladen trifft. Das Gemeinderats-mitglied trifft hier auf den Vorsitzenden des Sportvereins, der den Ausbau der Sport-anlage anmahnt, Frau Müller erkundigt sich, ob Frau Krämer noch im Krankenhaus ist und verabredet sich mit Ihrer Nachbarin zum Kaffee am nächsten Tag.

Auch Politik, schwerpunktmäßig natürlich die sogenannte Dorfpolitik werden am Stammtisch in der Ecke diskutiert.

Dieser Austausch ist wichtig, ja das Lebenselixier des dörflichen Gemeinwesens. Die kommunalpolitisch Verantwortlichen tun gut daran, sich um diesen Austausch und um die Schaffung sozialer Orte im Dorf zu kümmern. Soziale Orte halten die Dorfgemeinschaft am Leben.

Alois und Angelika Meyer aus Klausen (RLP) 2017 bei der Prämierung des Dorfladens Klausen zum „Dorfladen des Jahres“ in Berlin

Ich durfte bei der Veranstaltung gemeinsam mit meiner Frau Angelika einen Workshop anbieten, der die Rolle von Dorfläden in diesem Kontext beleuchtet. Dabei wurde deutlich, welche Bedeutung der Dorfladen als sozialer Ort auch zur Bewältigung des Problembereichs Rechtsradikalismus hat.

Dorfläden tragen als wichtiger Baustein der dörflichen Infrastruktur dazu bei, gerne im Dorf zu leben. Zufriedenheit und Wohlbefinden im Lebensumfeld entziehen rechtsradikalen Tendenzen den Nährboden.

Darüber hinaus ermöglichen Dorfläden als kommunikative Treffpunkte auch die Auseinandersetzung mit Personen, die rechtsradikale Botschaften zu verbreiten versuchen. Hier kann sich die wehrhafte Demokratie beweisen, hier können aufrechte Demokraten Rückgrat und Format zeigen. So kann erfolgreich verhindert werden, dass sich rechtsradikale Tendenzen im Verborgenen ausbreiten.

Dorfläden sind soziale Orte, die in unseren Dörfern viele Aufgaben übernehmen können.

Sie sind besonders geeignet, die verschiedenen Gruppen des dörflichen Lebens zusammenzubringen und für einen fruchtbaren Austausch zu sorgen. So ist diese Aufgabe von Dorfläden oft noch von größerer Bedeutung als die Versorgung der Dorfbewohner mit Lebensmitteln.

Ein Bericht

von Alois Meyer

  • Mitglied im Vorstand der Dorfladen-Bundesvereinigung
  • Ortsbürgermeister der Gemeinde Klausen,
  • Vorsitzender des Vereins Unser Dorfladen Klausen w.V.

Alois Meyer während einer Podiumsdiskussion in Göttingen

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