Gemeinwohl-Ökonomie und Regionalität in Dorfläden

Sie sind nur 50 bis 140 qm groß, haben neben Lebensmitteln zusätzlich noch die Förderung regionaler Produzenten und Kleinbauern, die Förderung der Lebensqualität für die Dorfeinwohner, „Menschlichkeit“ als besondere Ware und die Gemeinwohl-Orientierung „in den Regalen“. Gemeinwohl-Ökonomie und Regionalität waren denn auch die zentralen Themen bei der 2. Dorfladen-Gesprächsrunde am 26. Januar 2019 auf der LandSchau-Bühne der Int. Grüne Woche in Berlin.Bei der Dorfladen-Talkrunde im Scheinwerfer-Licht der Halle 4.2. „Lust aufs Land“ unterm Funkturm in Berlin beantworteten

  • Andrea Kasper vom Dorfladen s´Lädele Schienen (Halbinsel Höri am Bodensee)
  • Peter Böhmer vom Farchanter Dorfladen (Zugspitzland, Bayern)
  • Josef Mispagel vom Sachranger Dorfladen (Chiemgau, Bayern)

die Fragen von Moderatorin Petra Schwarz.

Josef Mispagel vom Dorfladen aus Sachrang (Lk. Rosenheim, Bayern) machte deutlich, warum sich die bürgerschaftlich geführten Dorfläden als Selbsthilfeeinrichtungen und „Non-Profit“-Geschäfte verstehen und sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen. Der Sachranger Dorfladen habe im Herbst 2018 als 1. Dorfladen in Deutschland das Testat der Gemeinwohl-Ökonomie erhalten und könne eine Gemeinwohl-Bilanz vorweisen. Kürzlich haben wir ausführlich darüber berichtet: http://dorfladen-netzwerk.de/2019/01/sachranger-dorfladen-mit-1-gemeinwohl-bilanz/

Nur 50 qm Verkaufsfläche klein – aber von großer Bedeutung für das 670 Einwohner zählende Dorf Schienen auf der Halbinsel Höri: „s´Lädele Schienen“ am Bodensee bietet vornehmlich Regionale Lebensmittel – aber auch Handelswaren und Artikel des täglichen Bedarfs, so dass die Nahversorgung für die Dorfeinwohner und Touristen gesichert ist. Andrea Kasper vom Schiener Lädele berichtete über die Förderung der Regionalität: Fisch aus dem Bodensee, Lammfleisch von der Höri, Obst und Gemüse vom Bodensee sind nur einige der regionalen Produkte. Andrea Kasper machte deutlich, das ein so kleiner Laden keine große Rendite abwirft. Nicht Gewinn-Maximierung sondern Auskömmlichkeit sei das Geschäftsprinzip der Dorfläden in Bürgerhand, so Andrea Kasper.

Gemeinwohl-orientiert ist auch der Farchanter Dorfladen im Zugspitzland im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Peter Böhmer berichtete von 800.000 € Jahresumsatz im 3.600 Einwohner zählenden Dorf und „einer schwarzen Null“ als Jahresergebnis. Wichtiger als Profite sei, dass die Menschen aller Generationen nicht weiter entfernt auf der „grünen Wiese“ in großen Märkten, sondern mitten im Dorf, im Herzen von Farchant mit guten Lebensmitteln aus der Region, Waren des täglichen Bedarfs und das „Lebensmittel Menschlichkeit“. Nicht Digitalisierung, sondern persönliche Kontakte zwischen dem Dorfladen-Team und den Kunden stehe im Vordergrund, so Dorfladen-Geschäftsführer Peter Böhmer. „Wir sind der Meinung, dass das Zwischen-Menschliche genauso nährend ist wie die angebotenen regionalen Lebensmittel“, betonte Peter Böhmer im Gespräch mit Moderatorin Petra Schwarz. Zu den regionalen Lebensmittel gehören nicht nur Käse-Spezialitäten vom Bauern aus Farchant und Rindfleisch vom „Werdenfelser Rind“, das auf den Almen im Zugspitzland gesund aufgewachsen ist. „Damit fördern wir auch die kleinen Bauern aus der Region“, so Peter Böhmer in der 2. Dorfladen-Gesprächsrunde der Dorfladen-Bundesvereinigung auf der LandSchau-Bühne in Berlin.

In der 2. Gesprächsrunde von links: Peter Böhmer (Farchant), Moderatorin Petra Schwarz, Josef Mispagel (Sachrang) und Andrea Kasper (Schienen)

 

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