Niedersachsen

Dorf- und Nachbarschaftsläden in Niedersachsen

Das Niedersächsische Dorfladen-Netzwerk

Seit Generationen waren die Dörfer Niedersachsens geprägt von Eigenständigkeit in ihrer Grundversorgung. Post, Kirche, Schule und der Lebensmittelladen sind vornehmlicher und fester Bestandteil des bis heute tradierten Bildes der Dörfer. Sie bildeten mit anderen wie Bäckereien, Handwerk und Gewerbe die sozioökonomische Grundstruktur ländlicher Siedlungen mit zentralörtlicher Bedeutung.

Die jetzige Zeit ist eine Zeit des Wandels und des Umbruchs in kaum bekanntem Ausmaß, die ihre Spuren im ländlichen Raum allgemein und vor allem auch in der Daseins- und Grundversorgung zeichnen. Zunehmend ist ein Rückzug vieler dieser Einrichtungen aus den Dörfern zu verzeichnen. Alle haben aber eine umfassende Bedeutung für das dörfliche Gemeinwesen.

Den Dorfläden kommt dabei eine besondere Rolle zu. Sie sind mehr als nur Einkaufsstätten, sie sind Orte der Begegnung und der Kommunikation und vor allem für den so genannten immobilen Teil der Einwohnerinnern und Einwohner, die älteren Menschen, Kinder und Jugendliche wichtig. Die zumeist altersbedingte Betriebsaufgabe des Kaufmannsladens im Dorf ist Ergebnis der Gegenwart von Marktkonzentration, Mobilität, Bevorratungssystemen und eines geänderten Einkaufsverhaltens. Sofern ein möglicher Nachfolger vorhanden ist, erscheint die Geschäftsübernahme den wenigsten rentabel. Dies ist ein Vorgang, der kaum aufzuhalten sein wird.

Eine Alternative stellen die gemeinschaftlich betriebenen Läden, die so genannten Nachbarschaftsläden, dar. Auf Basis von Ehrenamt, Amortisationsprinzip und Multifunktionalität konnten bereits in einigen Dörfern die Einkaufs- und Kommunikationsmöglichkeiten gesichert werden. Die Synergien aus lokaler Kompetenz und dem gemeinschaftlichen Willen, die letzte Einkaufsmöglichkeit zu erhalten, sind dabei die tragende Kraft. Nicht Gewinnmaximierung sondern Auskömmlichkeit, nicht Verdrängung sondern Integration, nicht Gegeneinander sondern Miteinander sind die Wurzeln dieser Läden.

Die Veränderungen unserer Zeit erfordern aber auch hier ein Umdenken. Das Erkennen gleich gelagerter Interessen, Erfahrungsaustausch und Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Rahmen von Netzwerken können dabei nicht nur eine wertvolle Hilfe sein, um zu neuen Einsichten zu kommen. Sie können Horizonte erweitern, neue Handlungsansätze finden und eine Kompetenz frei vom lokalen Blickwinkel zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der einzelnen Einrichtung in organisatorischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht verschaffen helfen.

Seit gut einem Jahr besteht vor diesem Hintergrund die niedersächsische Initiative „Netzwerk Dorfläden“.
Die Nachbarschaftsläden der Orte Bendingbostel, Otersen und Wulmstorf im Landkreis Verden bilden die Keimzelle dieser Initiative mit dem Ziel stärkerer und intensiverer Zusammenarbeit und haben sich auf den Weg gemacht, die individuellen Standortbedingungen gemeinsam zu optimieren. Sie sind die Erprobungs- und Pilotdörfer und Partner in diesem Modellvorhaben der Gemeinden Kirchlinteln und Morsum sowie der Niedersächsischen Agrarstrukurverwaltung.

So ist es nur folgerichtig, nach ersten Erkenntnissen und positiven Ergebnissen mit dieser Idee über den „Kreisrand“ zu schauen, um mit den Nachbarschaftsläden anderer Dörfer Niedersachsens Gemeinsamkeiten zu entdecken, Erfahrungen auszutauschen und Kooperationen zu bilden.  Zeitgemäße Informations- und Kommunikationstechnik, das Internet, ist eine wertvolle Hilfe und Ergänzung für den angestrebten Austausch aller Dorfläden Niedersachsens und bildet dafür die Kommunikationsbasis sowie zugleich maßgebliche strategische Voraussetzung für einen landesweiten Verbund der Dorfläden.

Das „Netzwerk Dorfläden“ steht allen gleich gelagerten Einrichtungen der Dörfer Niedersachsens offen, mitzumachen und voneinander zu profitieren. Das „Netzwerk Dorfläden“ ist Beratungsinstitution für Einzelpersonen, Dorfgemeinschaften und Initiativen zur Gründung bzw. zum Erhalt der „letzten Einkaufmöglichkeit“ im Dorf.

Klaus Karweik
GLL Verden
Amt für Landentwicklung

Zu den Ämter für Landentwicklung in Niedersachsen (GLL)

  • Dorfladen Otersen, 27308 Kirchlinteln-Otersen, Lk. Verden (seit 2001)
  • Lintler Laden, 27308 Kirchlinteln-Bendingbostel, Lk. Verden (seit 1997)
  • Unser Laden Roringen e.V., 37077 Göttingen
  • Dorfladen Reinhausen UG, 37130 Gleichen im Lk. Göttingen (seit 2010)
  • Unser Dorfladen Reiffenhausen, 37133 Friedland im Lk. Göttingen (seit 2010)
  • Dorfladen Adelheidsdorf w.V., Adelheidsdorf | Lk. Celle (seit Okt. 2014)
  • Dorfladen Otter, Tostedt (seit 2014), Landkreis Harburg
  • Dorfladen Rössing, Region Hannover (seit 2014)
  • Dorfladen Grohnde, Landkreis Hameln (seit 2014)
  • Dorfladen Süntellädchen in Flegessen, Landkreis Hameln
  • Dorfladen Bolzum/Wehmingen  (seit März 2015), Stadt Sehnde bei Hannover
  • Dorfladen Leese w.V. (seit Februar 2015), Landkreis Nienburg (Weser)
  • Dorfladen Wachenhausen w.V. (seit Oktober 2015), Landkreis Northeim
  • Dorfladen Osterbruch (seit 2016), Landkreis Cuxhaven
  • Dorfladen Freden, (seit 2016), Landkreis Hildesheim
  • Dorfladen Rhade w.V. (seit 2017) Landkreis Rotenburg (Wümme)
  • Dorfladen Grafeld (seit 2017) Landkreis Osnabrück

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