Bolzum (seit 2015)

Bolzum_Prospekt-Titel2Bolzum ist ein Ortsteil der Stadt Sehnde, 20 km südöstlich von Hannover. In dem 5,6 qkm großen Ort am Rande der Hildesheimer Börde zwischen Mittellandkanal und Stichkanal Hildesheim leben heute mehr als 1.200 Einwohner. Bis zum Zentrum der Landeshauptstadt Hannover sind es ca. 20 km, bis zum Messegelände 10 km. Die Dorfinfrastruktur ist gut: So gibt es

  • eine Kinderkrippe,
  • einen Kindergarten,
  • einen Fußballsportplatz,
  • eine Turnhalle mit angrenzendem Dorfgemeinschaftshaus und
  • sowohl eine katholische als auch eine evangelische Kirche mit jeweiligem Friedhof.
  • 23 eingetragene Vereine zeugen von einer intakten Dorfgemeinschaft.

Ortsplan Wehmingen_BolzumDoch im Einzelhandel sah es einige Jahre düster aus – genau gesagt, bis zum 21. März 2015: Neben einer Gärtnerei, einer Fellhandlung, einem kleinen Kiosk und der örtlichen Volksbankfiliale gab es für die Bürgerinnen und Bürger keine Möglichkeiten mehr, sich im Ort zu versorgen. Ähnlich erging es dem direkt an Bolzum angrenzenden Ort Wehmingen mit ca. 750 Einwohnern.

Die Schließung der Bäckereifiliale (Ursache: Insolvenz des Hauptgeschäfts) Ende 2012 hat dazu geführt, dass sich im Januar 2013 im Rahmen einer Bürgerversammlung einige aktive Bürgerinnen und Bürger aus Bolzum und Wehmingen zu einer Dorfladeninitiative zusammengeschlossen haben. Das gemeinsame Ziel: Entwicklung eines Konzeptes zur Einrichtung eines Dorfladens, welches Lebensmittelversorgung und Treffpunktfunktion gleichermaßen berücksichtigt.

Hilfestellung bekam die Initiative von drei Studentinnen der Universität Hannover. Im Rahmen eines studentischen Projektes am Institut für Bolzum_WehmingenUmweltplanung führten Melanie Klöpper, Laura Taukel und Lena Wrede eine Haushaltsbefragung in Bolzum durch, um Potential, Hemmnisse und Zugangswege für ein solches Dorfladenkonzept herauszufinden. Die Rücklaufquote des sehr umfangreichen Fragebogens überstieg mit 237 abgegebenen Fragebögen (44 % aller Haushalte) die Erwartungen. Davon gaben 85,9 % der befragten Haushalte an, „hauptsächlich“ bzw. „hin und wieder“ im Laden einkaufen zu wollen. Die meisten der Befragten äußerten den Wunsch nach einem Verkauf von qualitativ hochwertigen Backwaren und einer kleinen Produktpalette, die Waren des täglichen Bedarfs, wie Milchprodukte, (regionales) Obst und Gemüse, Fleischwaren und Getränke aber auch Zeitschriften umfasst. An Dienstleistungen würden die Bolzumer eine Poststelle, eine Toto/Lotto-Annahmestelle, Apothekendienstleistungen sowie einen Lieferservice im Ort begrüßen. 61 % der Befragten wünschten sich im Dorfladen als weiteren wichtigen Bestandteil einen Treffpunkt, der ihnen Gelegenheit zum Plaudern bietet. Das ehrliche Interesse an einem Dorfladen zeigte sich auch darin, dass sich 79 von 237 befragten Haushalten auf Anhieb vorstellen konnten, Mitglied in einer Genossenschaft zu werden.

Diese Ergebnisse wurden im Rahmen einer Dörferversammlung am 27.09.2013 in Bolzum vorgestellt. Vor 150 anwesenden Personen sprach zunächst Prof. Axel Priebs, stellv. Regionspräsident der Region Hannover, einige Grußworte und gab an, dass die Region das Vorhaben weiterhin in organisatorischen und rechtlichen Fragen begleiten möchte. Anschließend informierte Günter Lühning, Vorsitzender des Dorfladens “von Bürger für Bürger” in Otersen (Landkreis Verden) und Sprecher des Dorfladen-Netzwerkes, über Nahversorgungskonzepte im ländlichen Raum und stellte das Erfolgsmodell in Otersen vor. Nachdem die Studierenden die Ergebnisse der Haushaltsbefragung aufzeigten, legte Frauke Lehrke, Sprecherin der Dorfladeninitiative Bolzum/Wehmingen, den Zuhörern das Dorfladenkonzept für die beiden Orte dar. Die Dorfbewohner zeigten sich begeistert und fertigten spontan eine Liste an, auf der Unterschriften zur Unterstützung gesammelt wurden. 75 Haushalte trugen sich spontan ein. Günter Lühning sprach darauf noch eine Einladung aus, das Konzept im Januar 2014 auf der Grünen Woche in Berlin vorstellen zu dürfen.

Bolzum_Wehmingen_Pressespiegel

Auf Grundlage dieses positiven Verlaufs wurde ein Informationsflyer (siehe unten) mit beiliegender Absichtserklärung an alle Haushalte in Bolzum und Wehmingen verteilt.

Bolzum_Wehmingen_FLYER

Ein Infostand auf dem jährlich Mitte November 2013 stattfindenden Martinimarkt konnte noch so manche Fehlinformation aufklären. Eine verbindliche Zeichnung von Genossenschafts-Anteilen erfolgt erst, wenn genügend Absichtserklärungen abgegeben wurden.

Bolzum Dorfladen-Plakat_klein2

Im September 2014 war der Jubel in Bolzum groß. Über 70.000 Euro Eigenkapital brachten viele engagierte Bürger als finanzielles Fundament für den „Dorfladen – von Bürgern für Bürger“ auf. Mit einem oder mehreren Anteilen á 300 Euro können sich Einwohner an ihrem Dorfladen beteiligen.

Bolzum_MitarbeiterinnenNach engagiert betriebener Informations-, Vorgründungs- und Umsetzungsphase war es am Sonnabend, 21. März 2015 soweit: Der Dorfladen Bolzum wurde feierlich eröffnet. Um 13 Uhr konnte Michaela Oldeweme als Vertreterin der dreiköpfigen Geschäftsführung mehreren hundert Einwohner zur feierlichen Eröffnung begrüßen. Ortsbürgermeisterin und Landtagsabgeordnete Silke Lesemann lobte das Engement des Dorfladen-Arbeitskreises, der vielen Aktiven vor Ort und allen Bürgern, die Kapital aufgebracht hatte. Silke Lesemann dankte auch Dorfladen-Berater Wolfgang Gröll aus Starnberg und Günter Lühning vom Dorfladen-Netzwerk für die Unterstützung. Carl-Jürgen Lehrke, Bürgermeister der Stadt Lehrke hatte die Dorfladen-Initiative ebenfalls unterstützt und brachte am Eröffnungstag seine Freude und seinen Dank an die Akteure zum Ausdruck.  Anschließend öffnete sich die grüne Tür zum 160 qm großen Dorfladen mit dem schmucken Café im Foyer und die Mitarbeiterinnen hatten alle Hände voll zu tun. Die Nachmittagsstunden des Eröffnungstages wurden im besten Sinne zum „Dorffest“ und die Einwohner aus Bolzum und Wehmingen waren voll des Lobes über den neuen Dorfladen.

DSC_015510Vom Sortiment und der Laden-Einrichtung begeistert waren nicht nur mehrere hundert Kunden am Eröffnungstag, sondern auch Dorfladen-Berater Wolfgang Gröll, der zunehmend auch in Niedersachsen Dorfladen-Gründungen unterstützt und die Bürger-Initiativen umfassend berät. Günter Lühning als Sprecher des Dorfladen-Netzwerkes lobte den neuen Dorfladen als einen weiteren „Vorzeige-Dorfladen, der nicht nur in Niedersachsen, sondern weit darüber hinaus neue Maßstäbe setzt„. Hinter der sanierten Rotstein-Fassade mit der Automatik-Eingangstür verbirgt sich ein modern eingerichteter „Dorfladen 2.0“, der mit einem verstaubten „Tante Emma-Laden“ nicht viel gemein hat. Im Foyer befindet sich rechts der kleine Getränkemarkt, in der Mitte das erste Gemüse-Angebot mit Kartoffeln in einem kleinen Wagen. Vorne links im Foyer die erste Besonderheit des Dorfladens Bolzum: Das stilvoll eingerichtete DorfCafé Bolzum hinter einer Fachwerk-Wand deren mittleren und oberen Gefache nicht ausgemauert, sondern verglast sind. Über dem Foyer befindet sich das Dachgeschoß, das für die Zukunft noch viel Potenzial bietet. Von diesem Dachgeschoß aus bietet sich durch verglaste Fachwerk-Gefache ein Einblick von oben in den Dorfladen. Im Anschluss an das Foyer folgt der eigentliche Dorfladen mit seiner hell und freundlich gestalteten Ladenfläche – Licht durchflutet und nach oben offen.  Statt alter Supermarkt-Regal aus Metall finden die Kunden das Waren-Sortiment in optisch ansprechenden Regal-Schränken aus Holz. (Tief)Kühlschränke und -truhen beherbergen Feinkost, Molkereiprodukte und Tiefkühlkost. Ganz links im Dorfladen folgt der Bedien- und Service-Bereich mit Fleisch-Wurst- und Käse-Bedientresen, dem Backshop und der modernen Scanner-Kasse. Der Dorfladen ist an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Nach dem Einkauf lädt das gemütliche DorfCafé zum Verweilen bei einer Tasse Kaffee, einem belegten Brötchen oder einem Stück Kuchen ein und könnte sich zum DorfTreff entwickeln.

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