Zahlen und Fakten

Die Zahl der „übrigen Lebensmittelgeschäfte“, also meistens der kleinen Lebensmittel-Einzelhändler hat sich von 2000 in nur 7 Jahren bis 2007 um 17.000 Geschäfte auf 28.900 Läden (-37 %) dramatisch reduziert. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Discounter von 12.970 auf 14.806 und die Zahl der Verbrauchermärkte von 2.363 auf 3.150.

Die Zahl der Verkaufsstellen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist in den letzten vier Jahrzehnten

  • von 160.000 Geschäfte (um 1970)
  • auf unter 39.000 LEH-Geschäfte (2012)                                                                                                                                       – und zwar Discounter, Supermärkte, SB-Warenhäuser, übriger – also kleiner LEH)

dramatisch gesunken.  Quelle: Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels www.bvlh.net

Anzahl LEH-Geschäfte

Die „Ladendichte“ hat sich in Deutschland bis 2012 auf 1 Laden für 2.075 Bundesbürger spürbar verschlechtert. Die Fahrt zum Einkaufen und die dafür zurückgelegten Kilometer mit Kraftfahrzeugen wird also immer länger: Die Kilometerzahl für Einkaufsfahrten verdoppelte sich von 1982 bis 2002 von 219 Millionen Kilometer auf 444 Millionen Kilometer – 444 Mio. km am Tag! Quelle: IÖW, Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung. Selbst in Dörfern und Stadtteilen mit 1.000, 2.000 oder 3.000 Einwohnern hat der letzte Lebensmittelhändler oftmals seine Ladentür zum allerletzten Mal geschlossen und zählen die Einwohner zu den 8 Millionen „unterversorgten“ Bundesbürgern (Quelle: IÖW-Studie 2005 im Auftrag des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen).

Trotz des Ladensterbens bei den kleinen Lebensmitteleinzelhändlern hat sich die gesamte Verkaufsfläche im Lebensmitteleinzelhandel von 26,1 Millionen qm (2000) auf 28,9 Millionen qm erhöht – ausschließlich bei den Discountern und Verbrauchermärkten. Die Verkaufsfläche bei den „übrigen“ Einzelhändlern hat sich von 7,4 auf 5,7 Millionen qm reduziert.

Die Verkaufsfläche im Lebensmitteleinzelhandel für jeden von uns 80,5 Mio. Bundesbürgern beträgt demnach 0,36 qm pro Bundesbürger – mit extrem unterschiedlicher Verteilung auf Stadt und Land zwischen Flensburg und dem Allgäu. Während einem Bundesbürger in den Städten lt. Edeka 1,7 qm Verkaufsfläche zur Verfügung stehen, stehen einer 10.500 Einwohner zählenden Gemeinde mit 17 Dörfern mitten in Niedersachsen nur 0,20 qm Verkaufsfläche pro Einwohner zur Verfügung. Viele Dörfer mit 1.000 Einwohnern wären froh, wenn sie noch ihren alten 150 qm großen Tante Emma-Laden und damit 0,15 qm Verkaufsfläche pro Einwohner hätten.

Immer öfter beträgt die Lebensmittel-Verkaufsfläche pro Einwohner im ländlichen Raum

  • nicht 1,7 qm / Einwohner wie in den Städten
  • oder die durchschnittlichen 0,36 qm pro Einwohner (Bundesdurchschnitt)
  • sondern 0,00 qm pro Einwohner

Oftmals führen negative Entwicklungen aber auch zu Gegen-Bewegungen. Immer öfter sind es engagierte Bürger, Kommunalpolitiker und Bürgermeister leid, das die Einwohner im ländlichen Raum immer weiter zum Einkaufen fahren müssen. „Eigeninitiative statt Unterversorgung“ lautet immer öfter das Motto und aktive Bürgergesellschaften gründen ihr eigenes Lebensmittelgeschäft als „Dorfladen – von Bürgern für Bürger“ – mit 90, 130 oder 180 qm Verkaufsfläche. Durch dieses Bürgerengagement sind in ganz Deutschland bereits mehr als 200 Bürger-Dorfläden gegründet worden und werden überwiegend erfolgreich betrieben.

Netto-Umsätze LEH 2012

Auch bei der Umsatzentwicklung sind die Discounter in den Städten oder großen Orten die Gewinner, während die kleinen Lebensmitteleinzelhändler Umsatzrückgänge verzeichnen und die Bürger ein Stück wohnortnaher Versorgung mit Waren und Dienstleistungen verlieren. Bei 136,7 Mrd. € Umsatz im Lebensmittel-Einzelhandel gibt jeder Bundesbürger rechnerisch 1.700 € jährlich für Nahrungsmittel aus – mit regionalen Unterschieden entsprechend der jeweiligen Kaufkraft.

aktualisiert: 9.11.2013 – Günter Lühning

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