Nur große Supermärkte ab 800 oder besser 1.000 qm Verkaufsfläche in Orten mit 3.000 besser 5.000 Einwohnern haben eine gesicherte wirtschaftliche Zukunft? Der Dorfladen „von Bürgern für Bürger“ im nur 520 Einwohner zählenden Dorf Otersen mitten in Niedersachsen zeigt, das es auch anders geht. Auf 180 qm Verkaufsfläche wurde 2011 der Jahresumsatz um rund 25.000 Euro auf 338.000 Euro gesteigert und ein ausgeglichenes Jahresergebnis erzielt.
Vor elf Jahren, am 1.4.2001 wurde der Dorfladen von einer 70-köpfigen Bürgergesellschaft auf 150 qm Verkaufsfläche in gemieteten Räumen eröffnet. Bis Ende 2008 wurde der Dorfladen Otersen vom Edeka-Fachgroßhändler „MIOS“ aus Soltau beliefert. Weil der Jahresumsatz auf rund 270.000 € gesunken war und der Hauptlieferant Mios nicht das notwendige Lebensmittel-Sortiment liefern konnte, wurde der Dorfladen „umgeflaggt“ und wechselte zum Großhändler Bartels-Langness („Famila“ / Markant). Danach ging es wieder bergauf.
Im April 2011 erfolgte der Umzug – aus den gemieteten Räumen in das schmucke Fachwerkhaus mit 180 qm Verkaufsfläche sowie 70 qm AllerCafé und 130 qm Wohnung im Dachgeschoss. Eigentümer ist eine Bürger-Genossenschaft in der Rechtsform des wirtschaftlichen Verein (w.V.) mit 120 Haushalten als Mitgliedern. Die frühere Bürgergesellschaft (GbRmbH) wurde vom w.V. übernommen.
Ausschließlich im Lebensmittel-Einzelhandel, also ohne die Umsätze aus dem 1. Mai 2011 eröffnete AllerCafé und ohne die Mieterträge aus der Wohnung im Dachgeschoß konnte der Jahresumsatz um 25.000 Euro auf 338.000 Euro gesteigert werden. „Die Bilanz liegt noch nicht vor, aber nach den ersten vorläufigen Zahlen können wir zumindest mit einem ausgeglichenen Betriebsergebnis 2011 nur aus dem Lebensmittel-Einzelhandel rechnen“, freut sich Dorfladen-Vorsitzender Günter Lühning.
„Von Bürgergesellschaften geführte Dorfläden dürfen sich im wirtschaftlich schwierigen Nahversorger-Markt aber nicht auf vermeintlichen Lorbeeren ausruhen“, warnt Günter Lühning. Seit 1. März hat der Dorfladen Otersen deshalb seine Geschäftszeiten geändert und sorgt jetzt auch am Montagnachmittag für die Nahversorgung. An jedem Donnerstag ist bis 19.00 Uhr geöffnet. Besonders lukrativ sind die Öffnungszeiten am frühen Morgen (Mo. – Fr. ab 6.30 Uhr, Sa. ab 7.00 Uhr und So. von 8 – 10 Uhr) weil dann zur Frühstücks-Zeit ordentliche Umsätze getätigt werden.
Sobald die Dorfladen-Bilanz 2011 fertig gestellt ist, soll das über 200-seitige Dorfladen-Handbuch „Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum“ vom Dorfladen-Vorsitzenden Günter Lühning aktualisiert werden.