Dorfläden bei Grüne Woche 2014 in Berlin

Dorfladen-Netzwerk bei IGW Berlin 2014cDer Dorfladen Otersen w.V. und das Dorfladen-Netzwerk folgen einer Bitte des Bundesministeriums BMELV und präsentieren gemeinsam mit weiteren Bürger-Dorfläden aus Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg ihre Konzepte und Erfahrungen vom 17. bis 26. Januar 2014 in der Halle 4.2. „Lust aufs Land“. Die beiden Sprecher des Dorfladen-Netzwerkes Günter Lühning aus Otersen und Wolfgang Gröll aus Starnberg nahmen am 20.8. an einer zweistündigen Sitzung mit allen Ausstellern der Halle 4.2. und Vertretern des Bundesministeriums bei der Messe Berlin teil und sprachen mit Lars Jäger, dem Projektleiter „Grüne Woche“ bei der Messe Berlin.Für mehrere Bürgergesellschaften, Genossenschaften oder wirtschaftlichen Vereine aus verschiedenen Bundesländern, die seit über 10 Jahren die Nahversorgung mit Lebensmitteln und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs sowie mit Dienstleistungen und sozialen Angeboten im ländlichen Raum sichern, wird es im Januar heißen „Wir fahren nach Berlin“. In der Halle 4.2. „Lust aufs Land“ werden sich auch neue Bürger-Initiativen vorstellen, die nach der Schließung des letzten Lebensmitteleinzelhändlers einen Dorfladen „von Bürgern für Bürger“ gründen und neu eröffnen wollen. Vorgestellt werden:

  • Konzepte für Dorfläden „von Bürgern für Bürger“
  • umfangreiche Erfahrungen mit Dorfläden
  • die Bedeutung für Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit für die Menschen im Dorf
  • den Trend vom dörflichen Lebensmittel-Markt zum Lebens-Mittelpunkt einer Dorf-Region

Neben den vielfältigen Sach-Informationen wird es auch Mitmach-Aktionen für die Messebesucher geben.

Transparent dargestellt wird auch die Ideen-Vielfalt von engagierten Bürgergesellschaften in den Dörfern zwischen Nordsee und Allgäu. Viele Bürger-Dorfläden als „moderne Tante-Emma-Läden“ mit Ladenflächen zwischen 100 und 200 qm sind wahre Multi-Talente und haben neben dem Lebensmittel-Einzelhandel eine Vielzahl von Dienstleistungen (Hermes-Paketshop oder Post-Agentur, Toto-Lotto-Agentur, Rezept-Annahme oder Medikamenten-Bestell-Terminal, Mini-Bank oder Bargeld-Auszahlstelle sowie Lieferservice) „im Sortiment“ und verstehen sich als „Dorfladen 2.0“. Regionale Produkte zur Förderung der heimischen Landwirtschaft gehören ebenfalls zum Erfolgsrezept. Immer mehr Dorfläden betreiben zumindest eine Café-Ecke oder integrieren ein richtiges Café mit 40 und mehr Sitzplätze, um die Kommunikation im ländlichen Raum zu fördern und die sozio-kulturelle Funktion von modernen Dorfläden zu unterstreichen.

Günter Lühning

Günter Lühning

Mehrere wisschenschaftlich fundierte Studien und Langzeit-Erhebungen zeigen, dass die Einwohnerzahlen sinken und die Immobilienpreise für Wohnhäuser sinken, wenn nach Dorf-Gasthaus, Post, Bank bzw. Sparkasse auch der letzte Nahversorger im Dorf schließt. Das dramatische Ladensterben im ländlichen Raum mit weniger als 40.000 Lebensmittel-Einzelhändlern in 2012 statt über 160.000 im Jahre 1970 und die immer weiteren Wege zur nächsten Einkaufsmöglichkeit hat in den letzten Jahren zunehmend engagierte Dorf-Einwohner, Gemeinderatsmitglieder, Vereinsvorstände und Bürgermeister auf den Plan gerufen. „Immer mehr Menschen aus dem ländlichen Raum sind es leid, sich von den großen Konzernen vorschreiben zu lassen, wie weit die Menschen zum Einkaufen fahren müssen und suchen deshalb nach Alternativ-Lösungen“, so Günter Lühning. Nach Schätzungen des Dorfladen-Netzwerkes gibt es inzwischen mehr als 200 Dorfläden „von Bürgern für Bürger“, die die Nahversorgung sichern und für Lebensqualität im Dorf sorgen.

Unternehmensberater Wolfgang Gröll hat sich auf Dorf- und Bürgerläden spezialisiert

Wolfgang Gröll

„In Bayern wurde kürzlich der 100. Dorfladen eröffnet“ berichtete Wolfgang Gröll in Berlin. „Beim vor 12 Jahren eröffneten Bürger-Dorfladen im niedersächsischen Otersen informierten sich in den letzten zwölf Monaten fast 20 Gruppen mit Bürgern und Kommunalpolitikern aus Westfalen, Sachsen-Anhalt und aus allen Teilen Niedersachsens zwischen Nordseeküste und Harz. Oftmals sorgen diese mehrstündigen Informationsbesuche für eine Initialzündung und die Gründungs eines Arbeitskreises zur Gründung eines Bürger-Dorfladens im eigenen Dorf“.

Dr. Ulrich Neugebauer, zuständiger Referatsleiter für die Entwicklung ländlicher Räum im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) besuchte im April mit weiteren Fachleuten aus allen 16 Bundesländern den Dorfladen mit Café in Otersen und bat den 138 Mitglieder zählenden Verein, sein Dorfladen-Konzept und seine Erfahrungen zehn Tage lang bei der Int. Grünen Woche in Berlin zu präsentieren.

Dorfläden bei IGW 2014 Berlin Kopie

Bis Ende September wird das Konzept für den Messeauftritt mehrerer Bürger-Dorfläden jetzt im Detail abgestimmt. „Wir freuen uns, das mit Förderung des Bundesministeriums und des Landes Niedersachsen sowie mit Unterstützung der Markant-Großhändler Bartels-Langness (Kiel/Neumünster) sowie Utz, LHG und Rau aus Baden-Württemberg und Bayern die Präsentation gleich mehrerer, erfolgreicher Bürger-Dorfläden in Berlin möglich wird“, betont Günter Lühning, Sprecher des 2004 gegründeten Dorfladen-Netzwerkes und Vorsitzender des Dorfladen w.V. in Otersen.