„Anfangen wo andere aufhören“: Über 200 Dorfläden in Deutschland

Berlin2016_2„Warum haben multifunktionale Dorfläden wieder eine Zukunft?“ und „Warum gründen immer mehr Dörfer ihren eigenen Laden?“ – das waren nur zwei von vielen Fragestellungen, die 8 Dorfladen-Akteure von 5 Bürger-Läden aus Bayern und Niedersachsen in Berlin beantworteten. In drei Gesprächsrunden, moderiert von Petra Schwarz und der NDR-Fernsehmoderatorin Heike Götz, ging es um „Eigeninitiative statt Unterversorgung“, Daseinsvorsorge, Grundversorgung und die Lebensqualität für die Menschen auf dem Lande.

Am Mittwoch, 20. Januar 2016 ging es auf der LandSchau-Bühne in der Halle 4.2. „Lust aufs Land“ um das Thema „Eigeninitiative statt Unterversorgung: Warum haben multifunktionale Dorfläden wieder eine Zukunft?“.

Die Fragen von Petra Schwarz beantworteten:

  • Anton Brand, Geschäftsführer Dorfladen Gleiritsch in der Oberpfalz
  • Michaela Mannel, Geschäftsführerin Dorfladen Hofstädten in Unterfranken
  • Frauke Lehrke, Beiratsmitglied Dorfladen Bolzum bei Hannover
  • Peter Böhmer, Geschäftsführer Dorfladen Farchant bei Garmisch-Partenkirchen

Alle vier Talk-Gäste betonten die Vielfältigkeit der einzelnen Dorfläden und die eigens auf die Bedürfnisse des jeweiligen Dorfes zugeschnittenen Angebote und Dienstleistungen. Die modernen Dorfläden seien mehr als kleine Lebensmittelmärkte sondern vielmehr Lebens-Mittelpunkt für alle Generationen im Dorf, die sich rund um versorgen und im Dorfladen oder Dorf-Café treffen können. In Hofstädten gab es 30 Jahre keinen Laden mehr – jetzt habe das 500 Einwohner zählende Dorf Lebensqualität und Lebendigkeit zurückgewonnen. In Farchant im Zugspitzland setzt Peter Böhmer mit seinem Team auf viele regionale Produkte aus bekannter Herkunft.

Folie2Am Donnerstag, 21. Januar 2016 ging es auf der LandSchau-Bühne in der Halle 4.2. in der 2. Gesprächsrunde um das Thema „200 Bürger-Dorfläden in Deutschland – Lebensqualität auf dem Lande sichern, Herausforderungen meistern und regionale Wertschöpfung steigern“.

Die Fragen der NDR-Fernsehmoderatorin Heike Götz beantworteten:

  • Frauke Lehrke, Beiratsmitglied Dorfladen Bolzum bei Hannover
  • Peter Böhmer, Geschäftsführer Dorfladen Farchant bei Garmisch-Partenkirchen
  • Wolfgang Gröll, Dorfladen-Berater aus Berg am Starnberger See
  • Günter Lühning, Vorsitzender Dorfladen Otersen w.V. in Niedersachsen

Etwa 150 Bürger-Dorfläden seien in den letzten 20 Jahren alleine in Bayern gegründet worden und nur 6 seien gescheitert, betonte Wolfgang Gröll. In Bolzum hat der neue Dorfladen mit kleinem Café im März 2015 eröffnet und Frauke Lehrke freute sich über den Zuwachs an Lebensqualität in ihrem Heimatdorf. Die modernen Dorfläden seien keine klein-geschrumpften Supermärkte, sondern multifunktionale Selbsthilfeeinrichtungen auf dem Lande, betonte Günter Lühning. In seinem Heimatdorf Otersen werden 40 % der Umsätze mit Produkten aus der Region (30-km-Umkreis) erzielt, während in Bayern noch stärker die regionale Wertschöpfung gefördert wird.

Folie3Am Freitag, 22. Januar 2016 lautete das Thema „Anfangen – wo andere aufhören: Warum gründen immer mehr Dörfer ihren eigenen Laden?“.

Die Fragen der NDR-Fernsehmoderatorin Heike Götz beantworteten:

  • Wolfgang Gröll, Dorfladen-Berater aus Berg am Starnberger See
  • Günter Lühning aus Otersen, Sprecher des Dorfladen-Netzwerkes
  • Anton Brand, Geschäftsführer Dorfladen Gleiritsch in der Oberpfalz
  • Michaela Mannel, Geschäftsführerin Dorfladen Hofstädten in Unterfranken

Das Ladensterben mit dem Rückgang von 160.000 Lebensmittelgeschäften (1970) auf jetzt weniger als 39.000 habe zu einer Gegenbewegung geführt und die heiße: „Dorfladen – von Bürgern für Bürger“. Wo die Großen aufhören, werden immer öfter kleine, aber feine Dorfläden als Mehrfunktionshäuser gegründet. Weil es engagierte Bürger, Kommunal-politiker und Bürgermeister es immer öfter leid sind, sich von den großen Konzernen vorschreiben zu lassen, wie weit die Menschen zum Einkaufen fahren müssen. Dabei gehe es nicht nur um das Einkaufen, sondern auch um die Kommunikation im Dorf.

Die neuen Dorfläden sind

  • mit ihren Café-Ecken oder einem angegliederten Café,
  • mit Bücherschrank oder Dorf-Bücherei,
  • „Heißer Theke“ und täglich wechselnden Mittagstisch,
  • Dorf-Treff für Strickklubs und den Senioren-Nachmittag
  • vielen Dienstleistungen vom Bring-Service bis zur Post-Agentur oder dem Paketshop

wahre Mehrfunktionshäuser mit vielen Angeboten unter einem Dach.

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