Berliner Erfahrungsaustausch: Bessere Dorfladen-Förderungen notwendig

Mehrere Dorfladen-Vertreter aus drei Bundesländern trafen sich während der Int. Grüne Woche in Berlin in der Halle 4.2. „Lust aufs Land“ mit Vorstandsmitgliedern der Dorfladen-Bundesvereinigung zum Erfahrungsaustausch. Die Herausforderungen für die letzten Nahversorger auf dem Lande werden größer, die Kosten steigen und der Erhalt der Selbsthilfeeinrichtung zur Sicherung der Nahversorgung für die Dorf-Bevölkerung wird für viele Dorfläden schwieriger. Deshalb forderten die Dorfläden bessere Förderungen zum Erhalt einer wichtigen Infrastruktureinrichtung für die Menschen auf dem Lande.

Dorfladen-Erfahrungsaustausch im Ubuntu-Zirkuswagen bei der Int. Grüne Woche in Berlin

Zum Erfahrungsaustausch trafen sich die Dorfladen-Akteure gleich neben der LandSchau-Bühne im schmucken Zirkuswagen des Kinder- und Jugend-Zirkus „Ubuntu“ aus Schleswig-Holstein.

Bei stagnierenden oder sogar leicht sinkenden Einwohnerzahlen lassen sich die Jahresumsätze nicht Jahr für Jahr steigern. Die Kosten, insbesondere für Energie und die Personalaufwendungen steigen aber unaufhaltsam, so dass die Betriebsergebnisse zunehmend unter Druck geraten. Aus „Auskömmlichkeit“ oder wenige 1.000 € Jahres- überschuss wird dann schnell eine rote Zahl.

Bei vielen älteren Dorfläden sind inzwischen auch die Wandkühlregale, Truhen und Kühlbedien-Tresen in die Jahre gekommen und müssen erneuert werden – auch um zukünftig Energiekosten zu sparen. Bei der Finanzierung von Ersatzbeschaffungen sehen sich die bürgerschaftlich organisierten Dorfläden benachteiligt, weil sie oftmals auf Spenden angewiesen sind, aber ohne die Anerkennung der Gemeinnützigkeit keine Spendenbescheinigungen ausstellen können.

„Wir haben deshalb schon vor Wochen von der neuen Bundesregierung, die Erweiterung der Abgabenordnung gefordert, damit bürgerschaftlich organisierte Dorfläden bei Einhaltung gewisser Voraussetzungen als Selbsthilfeeinrichtungen und Bewahrer wichtiger Infrastrukturen als gemeinnützige Vereine anerkannt werden. Dann könnten wir durch Ausstellung von Spendenbescheinigungen unsere Finanzierungsmöglichkeiten verbessern. Wir fordern eine Gleichbehandlung mit Sport- Kultur- und Traditionsvereinen, schließlich erbringen wir wichtige Leistungen für die Gemeinschaften der Menschen auf dem Lande und unterstützen den Staat, bei der Erfüllung der grundgesetzlich verankerten Schaffung gleicher Lebensbedingungen.

Eine weitere Benachteiligung sieht die Dorfladen-Bundesvereinigung bei Förderprogrammen und Dorferneuerungs- bzw. Dorfentwicklungsprogrammen in bestimmten EU-Förderregionen. Während gemeinnützige Vereine ebenso wie die Gemeinden mit ca. 50 bis über 70 % gefördert werden (in Abhängigkeit von der kommunalen Finanzstärke), werden Dorfläden als letzte Nahversorgung nur mit 30 % Zuwendungen aus den Förderprogrammen unterstützt.

Beim Erfahrungsaustausch wurde beklagt, dass Dorfläden in der Rechtsform der e.G. jährlich mehrere 1.000 € für die Prüfung durch einen Genossenschaftsverband aufwenden müssen, die Prüfungen für den jeweiligen Bürgerladen außer Formalitäten keine wirkliche Vorteile für die Bewältigung der Herausforderungen bringen. Deshalb fordert die Dorfladen-Bundesvereinigung seit längerer Zeit eine separate, kosten-günstige Rechtsform für eine Bürger-Unternehmen mit 50, 100 oder über 200 Mitgliedern oder Gesellschaftern.

Über alle Forderungen an die neue Bundesregierung hat die Dorfladen-Bundesvereinigung bereits im November ausführlich berichtet: http://dorfladen-netzwerk.de/2017/11/dorfladen-bundesvereinigung-formuliert-erwartungen-an-kuenftige-bundesregierung/

Im weiteren Verlauf des Erfahrungsaustausches in Berlin berichteten Dorfladen-Akteure über zunehmende Schwierigkeiten, engagiertes Personal für die Bürgerläden zu gewinnen – insbesondere dort, wo die Arbeitslosenquoten gering sind und die Region nahe an der Vollbeschäftigung sei. 

Frank Sauter aus Aßmannshardt regte an, unterhalb der Bundesvereinigung regionale Dorfladen-Netzwerke – z.B. je Bundesland zu etablieren. Auf jeden Fall will die noch junge Dorfladen-Bundesvereinigung den Erfahrungsaustausch unter den aktuell rund 70 Mitgliedern aus 8 Bundesländern weiter ausbauen. Anton Brand aus Gleiritsch schlug dazu die Nutzung von Internet-Foren vor.

Während des Erfahrungsaustausches im Ubuntu-Zirkuswagen galt für den gemütlichen Raum „Geschlossene Gesellschaft“. Die Dorfladen-Bundesvereinigung ist aber eine „offene Gesellschaft“ und weiterhin offen für neue Mitglieder, die für einen Jahresbeitrag von nur 25 € mitmachen können, um die Interessenvertretung der Bürgerläden und den Erfahrungsaustausch über Kreis- und Landesgrenzen hinweg zu fördern. „Die Bundesvereinigung ist kein Dienstleister, sondern eine Mitmach-Vereinigung und eine Interessen-Vertretung, die vom gegenseitigen Miteiander, vom Geben und Nehmen lebt“, betonte Vorsitzender Günter Lühning.

Weitere Informationen zur Mitgliedschaft in der Bundesvereinigung sind auf der Internetseite http://dorfladen-netzwerk.de/bundesvereinigung/ zu finden.

 

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