Bürgerläden: Nahversorgung auf 60 bis 200 qm Ladenfläche

Wolfgang Gröll, Frank Sauter und Anton Brand (von links) beantwortete die Fragen von Heike Götz

Auf der LandSchau-Bühne der Int. Grüne Woche in Berlin beantworteten Mitglieder der Dorfladen-Bundesvereinigung am 20. Januar die Fragen von NDR-Fernsehmoderatorin Heike Götz zu Ladengrößen, den Erfolgsfaktoren von Bürgerläden und der Bedeutung regionaler Produkte im Sortiment. Dorfladen-Berater Wolfgang Gröll, Anton Brand aus Gleiritsch in der Oberpfalz und Frank Sauter aus Baden-Württemberg beantworteten die Fragen.Wolfgang Gröll berichtete zum Auftakt der Gesprächsrunde über bald 160 bürgerschaftlich organisierte Dorfläden allein in Bayern und bundesweit fast 300 Selbsthilfeeinrichtungen zur Nahversorgung auf dem Lande. Von Frank Sauter ließ sich NDR-Moderatorin Heike Götz den Dorfladen in Aßmannshardt beschreiben, der nach Angaben des ehrenamtlichen Geschäftsführers nur 60 qm Verkaufsfläche, aber alle wichtigen Artikel des täglichen Bedarfs anbiete. „Warum engagieren sie sich ehrenamtlich ohne Lohnzahlung für ihren Dorfladen“, wollte Heike Götz dann wissen. Frank Sauter: „In das Engagement für den Dorfladen bin ich, nach dem Anstoß zur Gründung aus dem Ortschaftsrat heraus, hineingewachsen. Ich finde es wichtig, unseren Ort durch eine Einkaufsmöglichkeit für alle Mitbürger lebenswert zu erhalten und sehe den bürgerschaftlich organisierten Laden als letzte Möglichkeit, hier eine Einkaufsmöglichkeit aufrecht zu erhalten“.

Von Anton Brand wünschte sich Heike Götz Einblicke in den Dorfladen in Gleiritsch in der Oberpfalz. „Unser Dorfladen hat 80 qm Verkaufsfläche, wurde im September 2012 eröffnet und hat rund 1.400 Artikel im Sortiment – ein Vollsortiment einschließlich Backwaren, Fleisch, Wurst und Käse. Ein wichtiger Bestandteil ist der regionale Anteil an Produkten“. Zum Thema regionale Produkte betonte Wolfgang Gröll als bundesweit aktiver Dorfladen-Berater: „Wir stellen immer öfter fest, dass die Dorfläden gerade bei den regionalen Produkten sogar billiger sind als die Discounter und großen Super-märkte“.

Heike Götz spielte in der 25-minütigen Gesprächsrunde auch auf Besonderheiten der Dorfläden wie den Dorf-Backofen in Gleiritsch an und wollte vom ehrenamtlichen Geschäftsführer Anton Brand wissen, wie oft er jährlich als Bäckermeister aktiv wird. „Ich selbst werde nicht zum Bäckermeister, wir haben ehrenamtlich einen Bäckermeister vor Ort, der uns 4 verschiedene Brotsorten einmal im Monat im Dorfbackofen backt. Es sind dies ein Holzofenbrot, ein Zwiebelbrot, ein Körnerbrot und ein Dinkelbrot. Das Brot kann bis zum Vortag im Dorfladen vorbestellt und am Backtag zwischen 16.00 Uhr und 18.00 Uhr im Dorfladen abgeholt werden“, antwortete Toni Brand.

„Gibt es auch in Aßmannshardt einen Dorf-Backofen?“ fragte Heike Götz und erhielt von Frank Sauter folgende Antwort: „Bei uns gibt es keinen Dorf-Backofen, wobei ich zugeben muss, dass das eine ganz tolle Idee ist. Wir beziehen unsere Backwaren von einem Handwerks-Bäcker mit sehr guter Qualität, zu dem vorher unsere Einwohner in die Hauptgemeinde fahren mussten, um sich zu versorgen. In unserem Dorfladen finden Sie sonst auch einige Produkte aus unserer Gegend, wie zum Beispiel Honig direkt von einer Imkerin aus dem Dorf oder Wurstwaren einer bekannten Metzgerei aus Biberach“.

Frank Sauter war am dritten Januar-Wochenende mit seiner Familie nach Berlin gereist, die im Publikum vor der LandSchau-Bühne die Gesprächsrunde aufmerksam verfolgten. Fernseh-Moderatorin Heike Götz reagierte dann spontan und bat Jennifer Sauter mit den Kindern Leon, Vanessa und Fabio auf die Bühne. Jennifer Sauter ist Verkäuferin im Dorfladen und berichtete aus dem Dorfladen-Alltag. Ihre Kinder antworteten Heike Götz, wann und was sie im Dorfladen einkaufen – die Antworten belegten, das die kleinen Bürgerläden in den Dörfern nicht nur für die Senioren wichtig sind, sondern für alle Generationen, für Familien und auch die Kinder, die am Wohnort Einkaufen lernen.

Heike Götz (3.v.l.) befragte nicht nur Frank Sauter und Anton Brand sondern spontan auch Jennifer Sauter sowie ihre Kinder Fabio, Vanessa und Leon (von links)

Frank Sauter beschrieb die Dorfladen-Kundschaft dann wie folgt: „Bei uns kaufen Kunden aus allen Altersschichten ein. Von der Oma, die mit dem Rollator kommt, über Familien bis zu den kleinen Kindern, die beim Einkaufen bei uns Selbstständigkeit und den Umgang mit Ihrem Taschengeld lernen. Auch meine Kinder kaufen sich dort Heftchen oder Süßigkeiten von ihrem Taschengeld oder helfen ihrer Mutter beim Regale einräumen“.

Heike Götz war 2015 auch dabei, als Gleiritsch in Berlin zum „Dorfladen des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Drei Jahre später wollte sie von Anton Brand wissen, was so eine Auszeichnung bedeutet. „Es ist natürlich zu allererst eine Anerkennung für alle, egal ob hauptberuflich oder ehrenamtlich, die dazu beitragen, dass der Dorfladen funktioniert und dauerhaft bestehen kann. Es hat auch über Gleiritsch hinaus Beachtung gefunden. Sicherlich ist dadurch auch sichtbar geworden, dass ein Dorfladen im Wettbewerb bestehen kann. Wir hatten sehr viel Presse, egal ob schreibende Presse, Radio und Fernsehen. Und ich denke, dass die Gleiritscher auch sehr stolz darauf waren, dass der Dorfladen diese Auszeichnung erhalten hat“, antwortete Anton Brand.

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