Regionalbewegung – Forum 5: „Brauchen wir noch Dorfläden?“

Beim 10. Bundestreffen der Regionalbewegung sollte im Forum 5 am 14.10.2021 eine durchaus provokante Frage beantwortet werden: „Brauchen wir noch Dorfläden?“. Günter Lühning, seit 20 Jahren ehrenamtlich für den Bürgerladen in Otersen (Niedersachsen) aktiv und seit Januar 2020 1. Vorsitzender des Vereins „Die DORFbegegnungsLÄDEN in Deutschland e.V.“ hielt dazu einen Impulsvortrag und antwortete mit einem glasklaren JA! Mit 6 Argumenten setzte Lühning praktisch 6 Ausrufezeichen hinter seine Antwort.

Im Impulsvortrag schilderte er zunächst die Ausgangslage:

  • 85 % der kleinen Lebensmittelgeschäfte bis 400 qm Ladenfläche seien seit 1990 geschlossen worden
  • Mehrere Millionen Bundesbürger gelten als unterversorgt
  • Die täglichen Einkaufsfahrten hätten sich verdoppelt – Tendenz weiter steigend
  • Während sich immer mehr Supermärkte „weitEntfernt“ auf der grünen Asphalt-Wiese tummelten, fehle es an fußläufig und per Fahrrad erreichbaren Einkaufsstätten auf dem Lande
  • Immer öfter fühle sich Landbevölkerung nach Schließung des letzten Bäckers, Fleischers, Lebensmittelgeschäftes oder der Bank-/Sparkassen-Filiale abgehängt.

Jammern über den Mangel helfe jedoch nicht weiter – Eigeninitiative statt Unterversorgung sei das bessere Rezept, so Lühning

Immer öfter nehmen aktive Dorfgemeinschaften ihr Schicksal selbst in die Hand und so seien inzwischen über 300 bürgerschaftlich organisierte Dorfläden entstanden, die als Selbsthilfe- einrichtungen nicht nur die Nahversorgung sichern, sondern (unbezahlt) auch Sozialarbeit und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

So ein Bürgerladen als Selbsthilfehilfeeinrichtung sei auch „Akupunktur fürs Dorf“ – die mehrfach zu weiteren positiven Entwicklungen für die Dorf-Zukunft gesorgt hätten. Lühning stellte dazu vier konkrete Beispiele aus Niedersachsen (Bolzum, Düshorn, Linsburg, Otersen) kurz vor – Beispiele, die es auch in vielen anderen Bundesländern gibt und die jeweils die Dörfer stärken und zukunftsfähiger machen.

Die provokante Frage nach dem Bedarf für Dorfläden beantwortete Günter Lühning mit einem klaren JA und setzte 6 Ausrufe-Zeichen

  • als wohnortnahe Nahversorger
  • als „Sammel-Hofläden“ für regionale Produkte
  • als soziale Treffpunkte
  • als multifunktionale Dienstleister
  • als Klimaschützer, der Einkaufsfahrten überflüssig mache und den CO 2-Ausstoss eindämme
  • als Impulsgeber für eine positive Dorfentwicklung.