Eigentlich sollte es 2020 ein Tagesseminar für bürgerschaftlich organisierte Dorfläden irgendwo mitten in Deutschland werden – doch dann kam Corona und alles wurde anders. Aus Präsenz wurde online, aus An- und Abreise wurde ein Platz am heimischen PC oder Laptop, aus 1 Tagesseminar von maximal 8 stündiger Dauer wurden bis zum 29.11.2023 insgesamt 40 Online-Seminare via Zoom mit über 60 Stunden „Sendezeit“ und interessanten Dialogen.
Vor Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 kannten sich Michael Busch, langjähriger Geschäftsführer der Agrarsozialen Gesellschaft ASG Göttingen und Günter Lühning aus Otersen, 1. Vorsitzender des Vereins „Die DORFbegegnungsLÄDEN in Deutschland e.V.“ seit mehr als 10 Jahren von Diskussionsrunden zur Entwicklung ländlicher Räume und den Aktivitäten der Dorfläden auf der LandSchau-Bühne der ASG bei der jährlichen Int. Grüne Woche in Berlin. „Wollen wir nicht mal gemeinsam ein Tagesseminar für Dorfläden durchführen“ – so ähnlich lautete wohl Anfang 2020 die Fragestellung, mit der zwischen Michael Busch und Günter Lühning vor über 3 Jahren alles begann. Corona machte dann einen dicken Strich durch die Planungen. An Präsenz-Seminare war plötzlich nicht mehr zu denken. Was nun? Schnell wagten sich Michael Busch und Günter Lühning an neue, digitale Möglichkeiten heran, obwohl keiner von beiden damit Erfahrungen hatte und keiner wusste, wie es technisch umsetzbar ist. Online-Seminare per Zoom lautete dann die Entscheidung. Was heute längst geübte Praxis und Alltag ist, war 2020 absolut neu und so sollte die Teilnehmerzahl eigentlich auf 15 begrenzt werden – sicherheitshalber. Schnell wurde klar: Die Online-Seminare funktionieren auch mit 25, 35 und auch mit über 60 Teilnehmenden. Bei 10, 20 oder über 30 Fragestellungen im Chat geschrieben und nach Handzeichen per Mikrofon gestellt ist auch eine Moderation gut möglich.
Vor dem Start wurde mit dem Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften ZdK in Hamburg noch ein 3. Mit-Veranstalter ins Boot geholt und dann ging es los – mit gleich 17 Online-Seminaren zwischen Oktober 2020 und März 2021. Mittwochs um 18 Uhr wurde zur beliebten „Sende-Zeit“ für die Dorfladen-Seminare – meistens bis 19.30 Uhr – oft bis 20 Uhr. Immer wenn bei Moderator Michael Busch im Heimatdorf bei Göttingen die Kirchenglocken läuteten, begann das Online-Seminar. Mitarbeiterinnen der ASG Göttingen leisteten technischen Support, ließen Teilnehmende in den digitalen Seminarraum eintreten, halfen in der Anfangszeit beim Ein- und Ausschalten von Kamera und Mikrofon, beantworteten Fragen.
Das 1. Online-Seminar gestaltete Mathias Fiedler, Vorstandsvorsitzender und Syndikus-Rechtsanwalt des ZdK in Hamburg, der als einziger des Veranstalter-Trios erste Erfahrungen mit Online-Seminaren hatte – insbesondere auch als Präsident der europäischen Coop-Familie.
Beim 2. und 3. Online-Seminar betraten ehrenamtliche Dorfladen-Vorstände (Günter Lühning aus Otersen und Hermann Lastring aus Welbergen) als Referenten Neuland – ohne Probleme. In insgesamt 16 der 40 Online-Seminare waren mehrfach die 6 Vorstandsmitglieder des Vereins „Die DORFbegegnungsLÄDEN in Deutschland e.V.“ als Referenten aktiv – neben Lühning und Lastring aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen auch Anton Brand aus Gleiritsch, Michaela Mannel aus Hofstädten und Peter Böhmer aus Farchant (alle Bayern) sowie Alois Meyer aus Klausen (Rheinland-Pfalz). Vielfach waren es diese Online-Seminare „von Praktikern für Praktiker“, die bei den vielen Teilnehmenden besonders gut ankommen.
Für weitere Seminar-Höhepunkte sorgten bei 4 Online-Seminaren verschiedene Fachberater des Großhändlers Bartels-Langness oder 8 externe Fachleute wie zum Beispiel Käse-Someliere Ute Ahlers (Ruwisch & Zuck) Hannover, die während des Online-Seminars eine Käse-Verkostung durchführte – mit Käse-Spezialitäten, die den Teilnehmenden zuvor per Post nach Hause gesandt worden war.
Wirtschaftsprüfer, Energieberater, Versicherungsmakler, Wissenschaftler bzw. Forschende und vier verschiedene Unternehmensberater vermittelten in ihren Online-Seminaren Fachwissen und Erfahrungen. Entwickler und Anbieter neuer Handelsformen wie 24/7, Smart Stores und Hybrid Stores berichteten über Neuentwicklungen.
Für die Seminarreihe gab es von den Teilnehmenden vielfach Lob und Anerkennung und den Wunsch nach Fortsetzung in 2024. Die Erfolgsgeschichte geht auf die gute Kooperation der drei Veranstalter ASG, ZdK und den ehrenamtlich aktiven Dorfladen-Praktikern im Verein DbL (DORFbegegnungsLÄDEN) zurück – auch Dank der Förderung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und die Rentenbank.
Anfang 2024 soll über eine Fortsetzung der erfolgreichen Seminarreihe „Zukunftsmodell Dorfladen“ beraten und entschieden werden, betonten ASG-Geschäftsführer Dr. Oliver Klein und Günter Lühning, Vorsitzender des Vereins „Die DORFbegegnungsLÄDEN in Deutschland e.V.“ zum Abschluss des 40. Online-Seminars. Beide freuen sich über Themen-Vorschläge.