Voller Saal: Dorfladen vor Standort-Wechsel?
Eigentum statt Miete, Energiekonzept und Erweiterung
Otersen. (gl.) Zahlreiche Bürger aus Otersen und Wittlohe wollen in ein nachhaltiges Zukunftskonzept für den Dorfladen „von Bürgern für Bürger“ Eigenleistungen und Eigenkapital investieren, Eigentum schaffen statt dauerhaft Miete zu zahlen und neben dem Dorfladen ein „Dorfcafé“ als sozialen Treffpunkt mit vielen Angeboten für alle Generationen, Gäste und Radwanderer einrichten. Gleichzeitig soll ein zukunftsweisendes Energiekonzept realisiert werden. Dafür gab es eine Zustimmung von 83 Prozent. Offen ist noch der künftige Standort. Eine deutliche Mehrheit sprach sich aber für einen Umzug von Steinfeld 21 zum Grundstück Steinfeld 9 aus.
Die bereitstehenden Tische und Stühle im Saal des Niedersachsenhofes reichten am Freitagabend nicht aus. 100 Gesellschafter und interessierte Bürger unterstrichen durch ihre Teilnahme die Bedeutung des „Dorfladen – von Bürgern für Bürger“ für die Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit im südlichen Teil der Gemeinde.
Birgit Zennegg berichtete aus der Arbeitsgruppe „Neue Angebote“, die aber ganz wesentlich vom künftigen Standort und den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten abhängen.
Dieter Bergstedt als Sprecher der Standort-Arbeitsgruppe berichtete von den Gesprächen mit der Familie Schlüter, die der Bürgergesellschaft seit 2001 die 167 Quadratmeter große Ladenfläche vermietet. Leider wurden dem Dorfladen bisher keine Erweiterungsmöglichkeiten im Gebäude Steinfeld 21 eingeräumt, bei der Miethöhe gab es nur teilweise ein Entgegenkommen und die Heizkosten würden im Umlageverfahren und nicht nach dem tatsächlichen Verbrauch abgerechnet, betonte Bergstedt. Im Februar 2011 endet nach dann zehn Jahren der jetzige Mietvertrag.
Günter Lühning berichtete über die Entwicklung der Energiekosten, die seit 2007 um 43 Prozent auf 7.600 € in 2010 steigen werden. Experten erwarten bis 2020 einen weiteren Anstieg um 20 bis 50 Prozent. „Wir benötigen deshalb ein Energie-technisch zeitgemäßes Gebäude, damit die Energiekosten den Dorfladen nicht wirtschaftlich gefährden, betonte Günter Lühning. Nach mehreren Sitzungen und Vergleich verschiedener Alternativen sprachen sich die Arbeitsgruppen für den Kauf der Immobilie „Steinfeld 9“ für 79.000 Euro aus. Es handelt sich dabei um ein 3.400 Quadratmeter großes Grundstück mit einem 1865 erbauten Fachwerkhaus, dass 1950 erweitert wurde. Im Jahre 2000 wurde ein Fachwerk-Anbau errichtet, das sich gut als Dorfcafé umnutzen ließe. Durch Sanierung des alten Fachwerkgebäudes und Errichtung eines Laden-Anbaus könnten 180 qm Ladenfläche, 70 qm Dorfcafé und Nebenräume sowie im Dachgeschoß 100 qm Wohnfläche zur Vermietung geschaffen werden. Nach mehreren Vorgesprächen hoffen die Arbeitsgruppen auf 152.000 Euro Fördermittel von EU und Gemeinde.
Der Finanzierungsplan sieht 107.000 Euro Eigenleistungen und Eigenkapital der Bürger vor, die seit 2000 bereits 70.000 € in ihren Dorfladen investiert haben. Erforderlich wäre dann noch ein Darlehen in Höhe von 135.000 Euro mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Die künftigen Zins- und Tilgungszahlungen könnten durch die bisherige Mietzahlung und aus dem Mietertrag der Wohnung gedeckt werden. Geplant ist die Gründung einer neuen Dorfladen-Gesellschaft, voraussichtlich als Genossenschaft, an der die Bürger zu 70 Prozent und die Gemeinde zu 30 Prozent beteiligt würden. Bei einem Scheitern würde der Verwertungserlös für 3.400 qm Grundstück und 350 qm Nutzfläche im Verhältnis 70 – 30 aufgeteilt.
In der Versammlung gab es dann überraschend das Angebot von Henning Schlüter, einen Teil der Immobilie Steinfeld 21 zu verkaufen und am jetzigen Standort zu sanieren und zu erweitern.
83 Prozent Zustimmung
Umzug zu „Steinfeld 9“? – 2. Versammlung am 10. Februar
Otersen. (gl.) 83 Prozent Zustimmung für das vorgetragene Zukunftskonzept und umfangreiche Investitionen – das ist das Ergebnis der schriftlichen Abstimmung unter den 70 Dorfladen-Gesellschaftern, die entsprechend ihre Kapitalhöhe Stimmrechte in unterschiedlicher Höhe haben. 121 Stimmen wurden bei „JA“ gezählt, nur 3 Stimmen bei Enthaltung und 22 Nein-Stimmen von 6 Gesellschaftern.
96 der insgesamt 121 „Ja“-Stimmen entfielen auf den Standort Steinfeld 9 und einen Umzug.
25 Ja-Stimmen wollten sich noch nicht auf einen Standort festlegen oder favorisieren den alten Standort Steinfeld 21.
Aufgrund des überraschenden Angebotes der Familie Schlüter einen Teil des Gebäudes verkaufen zu wollen, wird diese Alternative jetzt geprüft werden. Zum Abschluss der Versammlung wurden an alle anwesenden Gesellschafter und Bürger Absichtserklärungen verteilt, auf denen unterschiedliche Willensbekundungen dokumentiert werden konnten. Nach Auswertung der ersten Rückantworten zeichnet sich auch hier ein positives Bild: 8 Bürger erklärten spontan, neue Gesellschafter des Dorfladens mit über 4.000 Euro Kapital werden zu wollen. Zwölf bisherige Gesellschafter wollen für 7.500 Euro weitere Kapitalanteile einbringen. 22 Bürger erklärten sich gleich zu Eigenleistungen bereit und etwa 20 Damen würden für das Dorfcafé Torten und Kuchen backen wollen. Am Mittwoch, 10. Februar 2010 soll die nächste Bürgerversammlung stattfinden. Die eventuelle Alternative „Kauf und Erweiterung bei Schlüter“ soll bis dahin eingehend geprüft und die Ergebnisse vorgestellt werden. Weitere Entscheidungen sollen bei der zweiten Versammlung am Mittwoch, 10. Februar 2010 ab 19 Uhr im Saal des Niedersachsenhofes getroffen werden.
Otersen: Einwohnerzahlen stabil
Bürgermeister Rodewald zu den Zukunftsperspektiven
Otersen. (gl.) Im Verlauf der gut besuchten Bürger- und Gesellschafterversammlung sprach Bürgermeister Wolfgang Rodewald zu den Zukunftsperpektiven der Ortschaft Otersen. Rodewald freute sich zunächst über stabile Einwohnerzahlen in Otersen. Nachdem die Einwohnerzahl von 531 in 1967 bis 1980 rapide auf 426 gesunken sei, konnte in Otersen die Einwohnerzahl im letzten Jahrzehnt auf über 500 gesteigert werden. Der Höchststand betrug 2007: 546 Einwohner. Die Einwohnerzahl sei bei 530 Einwohnern jetzt stabil, freute sich der Bürgermeister. Rückläufig sei dagegen die Zahl der Kinder in den Ortschaften Otersen, Wittlohe und Stemmen, dem Einzugsbereich des Kindergartens Otersen. Zwischen 2003 und 2007 gab es in den drei Ortschaften nur 3 bis 4 Geburten pro Jahr, 2008 dagegen 7 Geburten und 2009 zumindest 5 Geburten. Aktuell besuchen 13 Kindergarten-Kinder und 2 Krippen-Kinder den Kindergarten Otersen im Dorfhaus „Alte Schule“. Bürgermeister Wolfgang Rodewald zeigte im weiteren Verlauf der von 100 Bürgern besuchten Versammlung weitere bauliche Entwicklungsmöglichkeiten zwischen Steinfeld und Eschweg in Otersen hauptsächlich im Bereich zwischen den Grundstücken Jerneitzik, Schlüter, Thies und Brettschneider am Steinfeld und Koopmann am Eschweg auf. Durch Aufstellung eines Bebauungsplanes könnte aus dem neuen Flächennutzungsplan heraus auch Baumöglichkeiten in „2. Reihe“ entwickelt werden. Diese Zukunftspläne sollen in einer weiteren Versammlung detaillierter besprochen werden, kündigte der Bürgermeister an.
Für die Einwohner und Kunden des Dorfladen „von Bürgern für Bürger“ stellen wir eine Kennwort-geschützte PDF-Datei mit dem Zukunftskonzept zum Herunterladen ins Internet.