Am 2. Juni wurde in einer von 150 Einwohnern besuchten Bürgerversammlung das Konzept präsentiert und innerhalb von 1 Woche wurden 220 Anteile á 300 € und damit 66.000 € Eigenkapital gezeichnet. Im 1.500 Einwohner zählenden Windheim (Weser) in Nordrhein-Westfalen steht damit die Ampel für einen Dorfladen auf grün! „Das Einwerben von Eigenkapital ist sehr gut angelaufen. Wir haben die Frist um zwei Wochen verlängert“, teilte ein zufriedener Ortsbürgermeister Hermann Humcke mit. Am 8. Mai hatten sich die Windheimer im niedersächsischen Otersen bei Günter Lühning über den Dorfladen „von Bürgern für Bürger“ informiert. Humcke meinte in der Versammlung an 2. Juni: „Die Pläne sind keine Utopie, sie können umgesetzt werden. Wir wollen die umliegenden Ortschaften mit einbeziehen.“ Ein von Einwohnern geführter Dorfladen in Otersen sei besichtigt worden. Aus dem 500 Einwohner zählenden Dorf Otersen war Günter Lühning angereist. „Zum 31. März 2001 schloss der Laden bei uns seine Türen. Der Bäcker war acht Kilometer der Supermarkt zehn Kilometer entfernt“.
Bereits im Jahr 2000 habe man ein Konzept erstellt und mit Unterstützung der Einwohnerschaft und EU-Fördergeldern 153 000 Mark für den Umbau investiert. „Wir sind 70 Gesellschafter, haben einen Beirat, drei Geschäftsführer und in unserem Dorfladen vier Frauen beschäftigt. Es gibt keine laufenden Zuschüsse“, so Lühning.
Die wichtigsten Angebote seien Lebensmittel, Getränke, Zeitschriften sowie Back- und Wurstwaren. Lühning räumte ein, dass der Lebensmittelmarkt eine schwierige Branche sei. Man habe mit dem Dorfladen vier Jahre lang Gewinne gemacht, dann aber nach der Kündigung der Lotto-Gesellschaft Probleme bekommen. „Schließlich haben wir die Reißleine gezogen und mit einem neuen Lieferanten zusammengearbeitet. Seitdem ist der Umsatz gestiegen“, berichtete der Gast aus Otersen.
Die Einwohner hätten es selbst in der Hand, dass der Laden funktioniere. Nur einen Brühwürfel zu kaufen, den man im Supermarkt vergessen habe, sei zu wenig. Die Dividende sei die Lebensmittelqualität im Dorf, machte Günter Lühning deutlich. In Otersen gebe es mit einem Anbau und der Einrichtung eines Dorfcafés neue Ziele. „Wir haben für diese Maßnahmen wieder mit Erfolg in unserem Dorf gesammelt.“
Wilhelm Bischoff von der Projektgruppe erklärte, um einen verkaufsfähigen Lebensmittelmarkt herzurichten, müssten erhebliche Reparaturen in der Kältetechnik durchgeführt werden. Der Abriss der Laden-Abtrennungswand sowie Fliesen-, Elektro- und Malerarbeiten stünden an. Die Maßnahmen müssten mit einem hohen Anteil an Eigenleistung ausgeführt werden. „Bei den Materialkosten kommen wir auf einen Betrag von 46 250 Euro“, wusste Bischoff. Hinzu kämen 72 400 Euro für die Innenausstattung. Auch das Warensortiment sei zu finanzieren. Insgesamt benötige man 250 000 Euro. „Nach den alten Umsatzzahlen sind für uns die Chancen sehr gut, den Markt erfolgreich zu führen. Allerdings brauchen wir Kapital. Es wird sich aus Eigenanteilen und Bankkrediten zusammensetzen.“
Von den Einwohnern aus Windheim und Umgebung müsste zunächst eine schriftliche Absichtserklärung für Geschäftsanteile vorliegen. Das Geld werde später bezahlt. „Wir brauchen mindestens 400 Anteile, um einen Dorfladen auf die Beine zu stellen. Sollte uns dies gelingen, wird ein Geschäftskonzept erstellt. Danach geht es um Geschäftsleitung, rechtliche Verantwortung, Gespräche mit Lieferanten, externes Gutachten und Finanzierungsgespräche mit Geldinstituten“, machte Bischoff deutlich.
„Wir machen das in Windheim“, gab ein Versammlungsteilnehmer die Richtung der nächsten Monate vor. Auf die Frage nach dem Zeitpunkt einer möglichen Neueröffnung antwortete Wilhelm Bischoff: „So schnell es geht. Ich hoffe, in diesem Jahr“.