Mit DVS gegen die Unterversorgung?

Immer mehr Menschen in Deutschland haben keinen Lebensmittelhändler mehr im Heimatdorf, immer weiter werden die Fahrten zu den großen Supermärkten. Jede Entwicklung sorgt für Reaktionen – für eine Gegenbewegung. Immer mehr Bürger, Kommunalpolitiker und engagierte Bürger sind es zunehmend leid, sich von den großen Konzernen vorschreiben zu lassen, wie weit wir zum Einkauf fahren müssen. Zweifellos ist neben Bürgerengagement auch Kreativität gefordert und es darf nicht am Mut fehlen, neue Wege zu beschreiten. Zu den neuen Ideen zur Sicherung der Nahversorgung gehört „DVS“ – der „DorfVersorgungsService„, der vom CBM-Institut im Saarland entwickelt – aber bisher noch nicht in der Praxis realisiert wurde. Das Institut City Brokering Management (CBM) in Neuenkirchen im Saarland stellt das Konzept des DorfVersorgungsService (kurz: DVS) auf der CBM-Internetseite unter dem Titel „In Würde altern“ kurz vor.  Zu dieser Projekt-Vorstellung schalten wir einen Link. Bei einer Veranstaltung „Lust auf Dorf“ im Schloss in Gifhorn wurde das Konzept ebenfalls kurz vorgestellt. Nutzer müssen ein Faxgerät erwerben und erhalten einen Katalog mit 600 gelisteten Artikeln sowie entsprechende Bestellscheine, die als Fax „mit nur einem Knopfdruck“ gesendet werden müssen, damit zu fest vereinbarten Terminen die Lebensmittel ausgeliefert werden können. Neben dem Faxgerät zahlen die Nutzer eine Grundgebühr und bekommen die Lebensmittel bis an die Haustür geliefert.

„Wir werden in Kürze auf dieser Seite die Projekte zeigen – in 6 Bundesländern über 30 Projekte“ verspricht das CBM-Institut auf seiner Internetseite. Bei einer Internet-Recherche und dem „Googeln“ nach „DorfVersorgungsService“ fallen aktuell nur die Presseberichte, Veröffentlichungen und Leserbriefe aus der Samtgemeinde Hankensbüttel im niedersächsischen Landkreis Gifhorn auf.

Die Samtgemeinde Hankensbüttel hatte unter erheblichem Einsatz von Fördermitteln das CBM-Institut mit der Entwicklung des Konzeptes für den DorfVersorgungsService beauftragt. In der Bevölkerung der im Osten Niedersachsens gelegenen Gemeinde gab es in der Bevölkerung nach einem Pressebericht der Allgemeinen Zeitung im Landkreis Uelzen „Skepsis, aber auch Zustimmung“.

Auch in der Gemeinde Sprakensehl, einer Mitgliedsgemeinde in der Samtgemeinde Hankensbüttel wird schon länger über die Sicherung der Nahversorgung diskutiert. Günter Weiß vom CBM-Institut empfahl nach einem Pressebericht von AZ-Online.de die Gründung einer Interessengemeinschaft und den Kauf von Anteilscheinen zwischen 50 und 500 Euro. Weiß sparte dabei nicht mit Kritik: „Selbstgefälligkeit“ und „fehlender Glaube“ waren laut Bericht der Allgemeinen Zeitung (AZ) die Vorwürfe des CBM-Instituts-Inhabers.

In Leserbriefen äußerten sich viele Bürger kritisch. Kritisiert wurde in einem Leserbrief, das für die Studie 60.000 Euro Steuergelder aufgewendet werden mussten.

Wir werden als Dorfladen-Netzwerk im Interesse der Transparenz die weitere Entwicklung und die Realisierung von DorfVersorgungsServices beobachten und wollen dann gerne über erste praktische Erfahrungen berichten, die ja möglicherweise zum Nachahmen animieren.

Welches Konzept auch immer für die alternative Sicherung der Nahversorgung gewählt wird: Die betroffenen Einwohner müssen von Beginn an gut informiert und bei der Konzept-Entwicklung eingebunden werden. Möglichst viele Einwohner müssen von realistischen Konzepten überzeugt und für die Ideen begeistert werden …. und dann sind die Bürger selbst am Zug: jeden Tag wird dann „mit den Füßen abgestimmt“ und mit der Nutzung neuer Systeme über deren Erfolg oder Misserfolg entschieden.

 

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