Brandenburger vermissen Dorfkonsum

Paaren3Immer mehr Einwohner in den ostdeutschen Bundesländern vermissen den guten, alten Dorfkonsum und damit ein gutes Stück Nahversorgung und Lebensqualität am Wohnort. Kein Zweifel: Der Rückgang der Lebensmittelgeschäfte von über 160.000 im Jahre 1970 auf aktuell unter 40.000 Geschäfte mit immer weiteren Wegen zum Lebensmittel-Einkauf hat deutliche Spuren hinterlassen. 70 % der kleinen Dörfer in Bayern haben kein Lebensmittelgeschäft im Dorf, ebenso wie in vielen ostdeutschen Regionen. „Immer öfter wollen sich engagierte Bürger, Kommunalpolitiker und Bürgermeister aber nicht damit abfinden, dass die vier großen Konzerne bestimmen, wie weit die Menschen auf dem Lande zum Einkaufen fahren müssen“, betonte Günter Lühning als Sprecher des Dorfladen-Netzwerkes gegenüber den gut 30 Bundestagsabgeordneten des Bundestags-Fachausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, die sich am 22. Januar 2015 auf dem Messestand des Dorfladen-Netzwerkes über das Thema „Eigeninitiative statt Unterversorgung – Sicherung der Nahversorgung durch bürgerschaftliches und kommunales Engagement“ informierten. Während der 10-tägigen „Grüne Woche“ in Berlin stellten die Akteure des Dorfladen-Netzwerkes mit Vertretern von 9 Dorfläden aus fünf Bundesländern ein deutlich gestiegenes Interesse von Einwohnern aus Ostdeutschland fest, denen der gute, alte Dorfkonsum im täglichen Leben fehlt – und die sich jetzt auf den Weg machen, Bürger-Läden zu gründen.

Paaren1Zu den vielen Dörfern in Ostdeutschland, in denen die Menschen die Vorzüge intakter Nahversorgung vermissen, gehört das 650 Einwohner zählende Dorf Paaren im Glien im brandenburgischen Havelland. „Nur 10 km von der Stadtgrenze der Hauptstadt Berlin entfernt, stehen unsere Einwohner seit Schließung des Dorfkonsums im Sommer 2013 in Sachen Nahversorgung praktisch auf dem Schlauch“, hatte Ortsvorsteher André Barkowski dem Dorfladen-Netzwerk berichtet, als er das Dorfladen-Handbuch als Informationsquelle bestellte.

Paaren2Nur 10 km von der Berliner Stadtgrenze entfernt und über die Autobahn A 10 gut zu erreichen fehlt seit jetzt eineinhalb Jahren die Nahversorgung und damit ein Stück Lebensqualität für alle Bürger in Paaren. Wer über die A 10 fährt und nach wenigen Kilometern Landstraße die Ortseinfahrt von Paaren erreicht, bekommt angesichts vieler Firmenschilder den Eindruck von einem Dorf mit lebendiger, vielfältiger Gewerbestruktur. Schon auf den großen blauen Verkehrsschildern ist auch der Weg zum „MAFZ Erlebnispark Paaren“ ausgeschildert. Das „MAFZ“ mit der großen Brandenburghalle ist die Heimat der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung. Das Ausstellungsgelände liegt am Ortsrand. Im Ortszentrum befindet sich der „Dorfanger“ mit der Kirche und einem großen Spielplatz.

Günter Lühning, Vorsitzender des Bürger-Dorfladens im niedersächsischen Otersen und Sprecher des Dorfladen-Netzwerkes nahm Kontakt zum Brandenburger Ortsvorsteher auf und lud ihn ein, die Situation in seinem Heimatdorf in einer Gesprächsrunde auf der LandSchau-Bühne in der Halle 4.2. „Lust aufs Land“ der Int. Grüne Woche in Berlin 2015 darzustellen.

Am Freitag, 16.1.2015 nahm André Barkowski an der 1. von insgesamt 10 Gesprächsrunden mit unterschiedlichen Themen-Schwerpunkten teil.

Nahversorgung: Eigeninitiative statt Unterversorgung
·    Peter Böhmer, Geschäftsführer Dorfladen Farchant | Bayern
·    Wolfgang Gröll, Dorfladen-Unternehmensberater, Starnberg | Bayern
·    Karlheinz Bruns, Aufsichtsrat Dorfladen Otersen w.V. | Niedersachsen
·    André Barkowski, Ortsvorsteher Paaren für Laden-Initiative | Brandenburg

Gesprächsrunde auf der LandSchau-Bühne am 16.1.2015 in Berlin

Gesprächsrunde auf der LandSchau-Bühne am 16.1.2015 in Berlin: André Barkowski (2.v.r.) diskutierte mit Dorfladen-Fachleuten aus Bayern und Niedersachsen, moderiert von Petra Schwarz (Mitte)

Im weiteren Verlauf der Grüne Woche besuchte André Barkowski aus Paaren den Messestand des Dorfladen-Netzwerkes und nutzte die Gelegenheit zu Gesprächen mit Dorfladen-Vertretern aus Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen. Erfahrene Betreiber von Bürger-Dorfläden berichteten vom 16. bis 25. Januar über ihre vielfältigen Konzepte und Erfahrungen beim Betrieb von bürgerschaftlich oder kommunal geführten Dorfläden. Seitens des Dorfladen-Netzwerkes wurde dem Ortsvorsteher aus Paaren Unterstützung für die Nahversorgungs-Initiative in Brandenburg angeboten.

Über die Nahversorgungs-Initiative in Paaren werden wir beispielhaft für Ostdeutschland berichten.

"Dorfladler" aus vier Bundesländern auf dem Messestand in Halle 4.2. "Lust aufs Land"

„Dorfladler“ aus vier Bundesländern auf dem Messestand in Halle 4.2. „Lust aufs Land“ – 4. von rechts: Ortsvorsteher André Barkowski aus Paaren.

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