Auf die Einwohnerzahl eines Dorfes alleine kommt es nicht an

Das Interesse der Medien am Thema „Nahversorgung auf dem Lande und Bürger-Läden“ ist ungebrochen. Alleine in dieser Woche beantwortete Günter Lühning als Vorsitzender der Dorfladen-Bundesvereinigung die Fragen von zwei Journalisten. Einige Antworten veröffentlichen wir nachfolgend:? 1. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen, um einen Dorfladen zu eröffnen?

!Bürgerschaftliche organisierte Dorfläden sind Selbsthilfe-Einrichtungen, die in der Regel dann entstehen, wenn der letzte Lebensmittel-Laden z.B. aus Altersgründen geschlossen wurde.

?2. In wieweit können Dorfläden Nahversorger und Supermärkte ersetzen?

!Vollständig! Moderne Dorfläden „von Bürgern für Bürger“ sind Nahversorger und Vollsortimenter. In der Regel haben diese Dorfläden 1.500 – überwiegend 2.000 bis 3.000 verschiedene Artikel in den Regalen. Damit ist die Auswahl und das Sortiment größer als bei einem Discounter.

?3. Ab wann ist ein Dorf/ein geografischer Raum groß genug für einen Dorfladen?

!Auf die Größe der Region oder die Einwohnerzahl alleine kommt es nicht an. Ein Bürger-Laden kann in einem 250- oder 500 Einwohner-Dorf genauso gut funktionieren, wie in einem 2.500 Einwohner zählenden Dorf. Wichtiger ist die Frage, ob eine möglichst große Mehrheit der Bevölkerung den Mehrwert eines Bürger-Dorfladens und damit den Mehrwert der Wohnort-nahen Versorgung zu schätzen weiß und sich mit regelmäßigen Einkäufen und auch finanziell zum Beispiel mit einem Dorfladen-Kapitalanteil in Höhe von 200 oder 250 € engagiert. Aktive, engagierte Bürger haben lebendige Dörfer. Wer weiter denkt kauft näher – also im Wohnort ein und sichert damit die Zukunftsfähigkeit und Infrastruktur des Heimatortes. Wer mit 30, 40 oder 50 den Bäcker, Fleischer oder Dorfladen am Wohnort nicht mit Einkäufen unterstützt, darf sich mit 70 nicht beklagen, dass alle Ladentüren geschlossen sind.

?4. Wie klappt die Belieferung durch Grossisten, wie findet man Personal?

!Je nach Größe des Dorfladens werden die Bürgerläden von den Lebensmittel-Großhändlern wie Edeka beliefert. In der Regel sind es aber die kleineren, mittelständischen Großhändler wie Bartels-Langness im Norden und in Ostdeutschland, Cames im Westen, Gutkauf in Mitteldeutschland sowie Utz, LHG und Rau in Süddeutschland. Sehr wichtig sind für die Dorfläden regionale Produkte, gute Lebensmittel aus bekannter Herkunft – auch in Bio-Qualität. „Aus der Region“ heißt bei den Dorfläden: „aus dem eigenen Dorf“, aus Nachbardörfern oder der Region im 30 – 40 km-Umkreis.

In der Regel wohnen Dorfladen-Mitarbeiterinnen im jeweiligen Dorf oder in Nachbardörfern. Gute Erfahrungen haben Dorfläden auch mit Seiteneinsteigerinnen gemacht. Wichtig ist eine besondere Herzlichkeit der Mitarbeiterinnen sowie Kundenorientierung und Servicebereitschaft.

?5. Was bringt ein Dorfladen einem Dorf?

!Lebensqualität an mindestens 6 Tagen in der Woche durch Wohnort-nahen Einkauf auch zu Fuß oder per Fahrrad, eine gute Versorgung mit Lebensmitteln, Artikeln des täglichen Bedarfs und Dienstleistungen für alle Generationen sowie eine gute Infrastruktur für das jeweilige Dorf. Eigeninitiative statt Unterversorgung stärkt auch die Dorfgemeinschaft.

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