Dorfladen-Bundesvereinigung formuliert Erwartungen an künftige Bundesregierung

Die Dorfladen-Bundesvereinigung beklagt eine fehlende Unterstützung des Bundes bei der Sicherung der Nahversorgung auf dem Lande, warnt davor, dass sich die ländliche Bevölkerung zunehmend abgehängt fühlt und formuliert fünf konkrete Forderungen an die künftige Bundesregierung. Die Wunschliste umfasst endlich eine geeignete Rechtsform für kleine Bürger-Unternehmen, Erleichterungen bei den staatlichen Kostenbestandteilen steigender Strompreise und die Anerkennung der Gemeinnützigkeit für die Dorfladen-Vereine, um finanzielle Nachteile zu beseitigen. „Rettet das Dorf! – Was jetzt zu tun ist“ lautet der Titel des neuen Buches des Humangeographen Prof. Dr. Gerhard Henkel. „Dorf-Papst“ Gerhard Henkel empfahl in diesem Jahr: „Politik darf ländlichen Raum nicht vergessen“ und warnt: „Wenn die Menschen auf dem Land sich abgehängt fühlen, drohen Wut und Apathie“. Quelle: www.domradio.de/themen/bist%C3%BCmer/2017-02-04/dorf-papst-henkel-politik-darf-laendlichen-raum-nicht-vergessen“ zitiert Dorfladen-Bundesvorsitzender Günter Lühning im Offenen Brief an die Vorsitzenden von CDU, CSU, SPD, Grüne und FDP – aus deren Mitte wahrscheinlich die nächste Bundesregierung gebildet wird.

Günter Lühning beim Vortrag (C) lpv-verlag

Günter Lühning beim Vortrag (C) lpv-verlag

„Ebenso wie wir neigt Prof. Dr. Henkel beim Blick auf den ländlichen Raum aber nicht zur Resignation – denn „Die Kultur des Anpackens und der Eigenverantwortung ist auf dem Land stärker ausgeprägt“. Bestes Beispiel: Immer öfter wollen sich engagierte Menschen auf dem Lande in Zeiten des Ladensterbens von den großen Lebensmittel-Konzernen nicht vorschreiben lassen, ob sie 5, 10 oder sogar 15 km zum nächsten Lebensmittel-Vollsortimenter oder Discounter fahren müssen. Weit über 200 bürger-schaftlich organisierte Dorfläden sind als Selbsthilfe-Einrichtungen entstanden und sorgen für Lebensqualität, ländliche Infrastruktur und Zukunfts-Perpektiven“, schreibt der Dorfladen-Vorsitzende Günter Lühning aus dem niedersächsischen Otersen.

Weiter heißt es in dem Offenen Brief der Dorfladen-Bundesvereinigung: „Leider wird die Situation für uns Dorfläden „von Bürgern für Bürger“ aber immer schwieriger, weil  Wettbewerbs- und Kostendruck steigen. Immer mehr Bürger-Läden in unserer Dorfladen-Bundesvereinigung beklagen und diskutieren:

1. Immer noch keine geeignete neue Rechtsform für kleine, Bürger-Unternehmen

2. Dorfläden sind nützlich für die Allgemeinheit, werden aber nicht als gemeinnützig anerkannt, weil klare Regelungen in § 52 der Abgabenordnung (AO) leider fehlen, was zu folgenden Nachteilen führt:

  • Geringes Spenden-Aufkommen, weil keine Zuwendungsbescheinigung ausgestellt werden dürfen und Spender keine Steuervorteile erhalten
  • deshalb i.d.R. keine Zuwendungen von Stiftungen
  • deutlich geringere EU-Förderungen (aus LEADER-Programmen) z.B. nur 40 % Förder-Quote für einen Dorfladen-Verein (w.V.) – aber bis zu 80 % Förder-Quote bei einem gemeinnützigen Verein (Sport, Kultur)

3. Steigende Personalkosten bei stagnierenden Jahresumsätzen (i.d.R. 17-20 % des Umsatzes)

4. Stetig steigende Energiekosten (i.d.R. 2 – 4 % des Umsatzes). Die im kleinen Lebensmittel-Einzelhandel üblichen Roherträge von ca. 22 – 24 % reichen immer öfter nicht mehr aus, um die gestiegenen Kosten decken zu können. Folge: Negative Betriebsergebnisse statt Kostendeckung – auch bei bisher stabilen Dorfläden, die langjährig am Markt etabliert sind und ausgeglichene Ergebnisse erzielten. Auskömmlichkeit statt Gewinn-Maximierung ist üblicherweise das Geschäftsprinzip unserer Selbsthilfeeinrichtungen.

Aus den Feststellungen zu Ziff. 3 und 4 folgt die Notwendigkeit, dass Bürger-Dorfläden als letzte Nahversorger im Dorf und in der Dorf-Region in Zukunft noch professioneller geführt und betrieben werden müssen.

Dazu bedarf es kostenintensiver Schulungen, Fortbildungen und der Etablierung eines intensiveren Erfahrungsaustausches. Die Kosten dafür kann die Mehrheit der Bürgerläden aber nicht aufbringen. Bürger-Dorfläden (i.d.R. mit Café) sind nicht nur letzte Nahversorger in der Region, sondern gelten auch als „Herz des Dorfes“. Das Bürger-Engagement für den eigenen Laden im Dorf gilt als „Akupunktur für die künftige Dorf-Entwicklung“.

Für dieses Engagement der Menschen auf dem Lande vermissen wir zunehmend eine angemessene Förderung des Bundes. Leider wurden uns Bürger-Läden durch Entscheidungen des Bundes (Mindestlohn, steigende Strom-Preise mit zunehmend höheren staatlichen Kosten-Bestandteilen) bisher nur Nachteile beschert.“

Dorfladen-Bundesvorsitzender Günter Lühning hat in dem Offenen Brief fünf klare Forderungen formuliert: