Prämierung vor Ort: Vichter Dorfladen & Café „Dorfladen des Jahres 2022“

Der Vichter Dorfladen & Café ist einer von weit über 300 Selbsthilfeeinrichtungen „von Bürgern für Bürger“ in ganz Deutschland, die mit viel ehrenamtlichem Engagement Nahversorung und Lebensqualität sichern. Was die Vichter in den letzten 11 Monaten erlebten und dann leisteten ist allerdings einzigartig in Deutschland – und reicht von einer verheerenden Katastrophe bis hin zu einer beispiellosen Wiederaufbau-Leistung. Dafür gab es am 18. Juni die Prämierung zum „Dorfladen des Jahres 2022“.

Aber der Reihe nach:

  • Mit viel Bürgerengagement wurde am 27.09.2014 der „Vichter Dorfladen & Café“ eröffnet – als typische Selbsthilfeeinrichtung zur Sicherung der NAHversorgung, statt WEITentfernt-Versorgung.
  • 40.000 € Spenden aus der Bevölkerung sorgten für das finanzielle Fundament.
  • Wenige Wochen nach der Eröffnung erhielten die engagierten Vichter im November 2014 den LBS-Zukunftspreis in Nordrhein-Westfalen für „beispielhaftes bürgerliches Engagement“.
  • 7 Jahre lang wurde der Dorfladen mit Café-Betrieb stetig weiterentwickelt, getragen von einem Verein, bei dem die Mitglieder für 20 € Jahresbeitrag mit dabei sein können.
  • Auf rund 180 qm Verkaufsfläche wird alles angeboten, was für den täglichen Bedarf erforderlich ist. Geöffnet ist „von 7 bis 7“ – von 7 bis 19 Uhr – am Sonntag von 8 bis 11 Uhr.
  • Bis zum 14. Juli 2021 entwickelte sich der Dorfladen zu einer Erfolgsgeschichte getragen von der Bevölkerung und unterstützt von Sponsoren und vielen Ehrenamtlichen innerhalb des 35-köpfigen Dorfladen-Teams.
  • ….. dann kam die Flutkastrophe
  • Am 18. Juni 2022 feierte die Bevölkerung bei 33 Grad im Schatten im und am Dorfladen jetzt die Prämierung als „Dorfladen des Jahres 2022“. Überall im Dorf wiesen Plakate und große Banner auf diese bundesweite Auszeichnung hin

Durch den 1.900 Einwohner zählenden Stadtteil Stolberg-VICHT fließen zwei Bäche, der Fischbach und die Vicht, die dem Dorf wohl den Namen gab. Zwei romantisch dahin fließende Bäche – bis zum 14. Juli. Dann wurde aus romantische Bäche, monströse Fluten – unvorstellbar für 5 der 6 Vorstandsmitglieder des Vereins „Die DORFbegegnungsLÄDEN in Deutschland e.V.“, die am 18. Juni aus Bayern, Rheinland-Pfalz, NRW und Niedersachsen nach Vicht reisten.

Am 14. und 15. Juli 2021 rauschte die verheerende Flut je nach Lage entlang der Ortsdurchfahrt 1 bis 2 Meter durch die Erdgeschosse der Wohnhäuser und auch des Vichter Dorfladen, in dem die Inneneinrichtung und die Lebensmittel vollständig zerstört und das große Schaufenster herausgerissen wurde. Bis zum Frühjahr 2022 verschloss eine große Holzplatte den Dorfladen.

„Wir zögerten keine 5 Sekunden und beschlossen den Wiederaufbau unseres Dorfladens“

betonte Jochen Emonds, 2. Vorsitzender des Vichter Dorfladen-Vereins bei seiner Festansprache zu Beginn der Feierstunde am 18. Juni 2022

Meist belehrt erst der Verlust – über den Wert der Dinge – sagte einst der Philosoph Arthur Schopenhauer. Den Verlust des Dorfladens – den dauerhaften Verlust nach der Flutkatastrophe haben Sie in vorbildlicher Weise abgewendet. Einfach war es nicht – ganz im Gegenteil, aber man muss im Leben einmal öfter aufstehen, als man hingefallen ist. Zu dieser großartigen Leistung gratuliert unser bundesweit aktiver Verein sehr herzlich!, betonte Günter Lühning in seiner Laudatio zur Prämierung des Vichter Dorfladens zum „Dorfladen des Jahres 2022“.

Im Rahmen der Feierstunde hatte Jochen Emonds eine Gesprächsrunde zum Vichter Dorfladen & Café moderiert. Seine GesprächspartnerInnen waren der Auszubildende des Dorfladens, eine Mitarbeiterin, eine Kundin und der aus den Niederlanden stammende ehrenamtliche Laden-Leiter Kees van de Wouw. „Das geht besser“, hatte einst der erfahrene, im Lebensmitteleinzelhandel selbstständig tätige Rentner Kees van de Wouw gesagt und viel für die Dorfladen-Optimierung geleistet.

In seiner Laudatio würdigte Günter Lühning, 1. Vorsitzender des Vereins „Die DORFbegegnungsLÄDEN in Deutschland e.V.“ das vorbildliche Engagement der EinwohnerInnen und der Vereinsmitglieder in Vicht. Zuvor hatte Lühning ausgeführt warum nach 13 Prämierungen bei der Int. Grüne Woche in Berlin jetzt erstmals eine Auszeichnung ohne vorherigen Wettbewerb und nicht in der Bundeshauptstadt, sondern direkt vor Ort im Beisein vieler Ehrenamtlicher, der Mitarbeitenden und Kunden stattfindet.

„In besonderen (Krisen-)Jahren kann es nicht immer nur um Zahlen, Konzepte und besser, höher, weiter gehen – sondern einfach um besondere (Wiederaufbau-)Leistungen und Soziales“ – so Lühning.

Zu diesem besonderen Anlass waren 5 der 6 Vorstandsmitglieder in die Städte-Region Aachen nach Vicht gereist

  • Peter Böhmer aus Farchant bei Garmisch-Partenkirchen
  • Anton Brand aus Gleiritsch in der Oberpfalz
  • Hermann Lastring aus Welbergen im Münsterland
  • Alois Meyer aus Klausen in der Moseleifel
  • Günter Lühning aus Otersen in Niedersachsen

Alle 5 standen am Nachmittag und am Abend für einen Erfahrungsaustausch und vielen guten Gesprächen zur Verfügung und zeigten sich tief beeindruckt von der Leistung der Vichter Bürger.

In seiner Laudatio listete Günter Lühning 14 Begründungen für die Prämierung des Vichter Dorfladen & Café zum „Dorfladen des Jahres 2022“ auf – siehe den nachfolgenden Auszug aus der Laudatio …

Bereits am Vortag der Prämierung, also am Freitag, 17. Juni 2022 konnten sich die geehrten und ausgezeichneten Vichter Akteure über ein beachtliches Medien-Echo freuen, darunter einen Fernsehbericht des WDR und der BILD-Zeitung Köln.

Der Vichter Dorfladen ist nun der 14. „Dorfladen des Jahres“ der prämiert wurde und reiht sich ein in eine Reihe vieler besonderen, bürgerschaftlich organisierter Dorfläden aus insgesamt 5 Bundesländern – weitere werden ab 2023 folgen.

Mehr zu den „Dorfläden des Jahres“ …. bitte Link anklicken.

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