Umfrage-Ergebnisse sorgten für 1.132 € Einsparung – Kritik an einzelnen Genossenschaftsverbänden

Die Dorfladen-Bundesvereinigung führte bei Dorfläden in der Rechtsform der e.G. eine Umfrage zu Prüfungs-Häufigkeit und Prüfungskosten durch, die den Dorfladen-Genossenschaften von den Prüfungsverbänden in Rechnung gestellt werden.  Die Bundesvereinigung stellte bemerkenswerte Unterschiede bei den Genossenschaftsverbänden fest. Eine Dorfladen e.G. konnte dank der Umfrageergebnisse 1.132 € einsparen, die der teuerste Prüfungsverband dem kleinen Dorfladen, einem „Non-Profit-Geschäft“ aus Baden-Württemberg, erstattete.Die 2016 gegründete Dorfladen-Bundesvereinigung führt auf Anregung ihrer inzwischen fast 100 Mitglieds-Dorfläden oder in Eigeninitiative Umfragen per eMail durch und sammelt auf diese Weise „Schwarmwissen“, das den Mitgliedsbetrieben zu Gute kommt. „Auf diese Weise muss nicht jeder bürgerschaftlich geführte Dorfladen das Rad neu erfinden und Negativ-Erfahrungen bleiben anderen Selbsthilfe-Einrichtungen zur ländlichen Nahversorgung erspart“, betont Bundesvorsitzender Günter Lühning (Otersen, Niedersachsen).

Die jüngste Umfrage der „Bundesvereinigung multifunktionaler Dorfläden“ brachte ganz unterschiedliche Ergebnisse ans Licht.

Während einige Prüfungsverbände alle 2 Jahre eine Dorfladen-Prüfung durchführen, werden andere Dorfladen-Genossenschaften jährlich überprüft. Ganz unterschiedlich ist auch die Prüfungsdauer. Die Bandbreite reicht von 1,5 Prüfungstagen bis 4 Prüfungstage, so dass die Prüfungskosten bei Tagessätzen von 600 bis 755 € stark von einander abweichen. 2,5 zusätzliche Prüfungstage, also 4 statt 1,5, verursachen dann schnell Mehrkosten von 1.750 € je Prüfung.

Die Dorfladen-Bundesvereinigung wies einen kleinen Dorfladen in Süddeutschland daraufhin, das er von seinem Prüfungsverband mit den höchsten Prüfungskosten belastet wurde. Das kleine „Non-Profit“-Geschäft nutzte dieses Schwarmwissen zu einer Beschwerde und bekam „1,5 Tagewerke á 755 € = insgesamt 1.132 € Netto“ als Gutschrift erstattet – immerhin.

„Der Nutzen vieler Prüfungsberichte der Genossenschaftsverbände darf bezweifelt und in Frage gestellt werden. Die von Steuerberatern aufgestellten Bilanzen mit Gewinn- und Verlust-Rechnung werden durch die 1,5- bis 4-tägige Prüfung durch einen Genossenschaft-Verband nicht besser und nicht schlechter – eher schlechter, weil die Prüfungskosten die kleinen Non Profit-Geschäfte zusätzlich belasten. Kleine Dorfläden erzielen Jahresumsätze von etwa 300.000 € und bei regulär 1 % Betriebsergebnis verbleiben bestensfalls 3.000 € Gewinn als ´Schwarze Null´, die erforderlich sind zur Rücklagen-Bildung, um Ersatzbeschaffungen von Kühlmöbeln, eine neue Waage, eine neue Kasse oder Energiesparmaßnahmen zu finanzieren“, erläutert Günter Lühning, Vorstandssprecher der Dorfladen-Bundesvereinigung. „Wenn von 1 % Betriebsergebnis = 3.000 € jährlich bis zu 1.500 € Prüfungskosten an den Genossenschaftsverband überwiesen werden müssen, dann wird dadurch das Betriebsergebnis glatt halbiert – ohne einen gleichwertigen Nutzen für die Dorfläden – von Bürgern für Bürger“, kritisiert Günter Lühning und fordert von der Bundespolitik endlich eine geeignete Rechtsform für kleine bürgerschaftliche „Non Profit“-Unternehmen – ohne unnötige Zusatzkosten.

Fragwürdig sind dann solche Prüfungsberichte von Genossenschaftsverbänden, die das Fehlen von Beginn- und Ende-Uhrzeiten in Versammlungsprotokollen kritisch feststellen – auf einen Jahres-Verlust von 30.000 € im Prüfungsbericht so gut wie nicht eingehen, so die Dorfladen-Vereinigung.

„Dorfläden „von Bürgern für Bürger“ fördern gemäß § 52 (1) Abgabenordnung die Allgemeinheit. Der Personenkreis, der von Bürgerläden als Nahversorger auf dem Lande profitiert, ist nicht fest abgeschlossen!

Trotzdem blieb Dorfläden die Anerkennung der „Gemeinnützigkeit“ gemäß § 52 AO und somit die Berechtigung zur Ausstellung von Zuwendungsbescheinigungen (= Steuer-vorteil für Spender) bisher verwehrt – obwohl bei Dorfläden Auskömmlichkeit statt Gewinn-Maximierung im Vordergrund steht und Dorfläden – oftmals als einzige Begegnungsstätte im Dorf – auch sozio-kulturelle Funktionen erfüllen“ schrieb die Bundesvereinigung schon 2017 in den „Wahlprüfsteinen“ vor der Bundestagswahl an die im Bundestag vertretenen Parteien http://dorfladen-netzwerk.de/2017/09/wahlpruefsteine-dorfladen-bundesvereinigung-mit-6-fragen-und-forderungen-zur-bundestagswahl/ und forderte eine Gleichbehandlung mit gemeinnützigen Vereinen.