Dorfläden positiv für Nahversorgung, Lebensqualität und Klimaschutz

Dorfläden ermöglichen Einkauf zu FußHannover. (dln.) Die Kosten für Einkaufsfahrten lassen sich für die Bürger um 90 Prozent reduzieren, sofern die Nahversorgung im Dorf intakt ist.  Pro Einwohner können 600 Kilometer und rund einhundert Euro jährlich eingespart werden, so lange der tägliche Bedarf zu einem Teil am Wohnort gedeckt werden kann. Dorfläden als Wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten sichern Infrastruktur und Lebensqualität für die Menschen im ländlichen Raum und sie sorgen für positive Effekte bei Umwelt-und Klimaschutz. Diese Ergebnisse stellte das Dorfladen-Netzwerk mit Sitz im Bundes-Golddorf Otersen in Niedersachsen jetzt für das Institut für Zukunftsstudien (IZT) in Berlin in einem Positionspapier vor.Im 520 Einwohner zählenden Dorf Otersen bei Verden (Aller) werden jährlich durch den Dorfladen nach einer Hochrechnung rund 330.000 Kilometer und rund 50.000 kg Kohlendioxid eingespart. Seit den 1970er Jahren ist die Zahl der kleinen Lebensmitteleinzelhandelsgeschäfte von 160.000 auf unter 60.000 in 2002 gesunken. In den folgenden zehn Jahren sank die Zahl der kleinen Nahversorgungs-Geschäfte auf nur noch 39.500 Läden in 2011.

Wolfgang Gröll

Vor zehn Jahren ermittelte das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin im Auftrag der Bundeszentrale der Verbraucherzentralen einen dramatischen Anstieg der Einkaufsfahrten mit dem Pkw von 219 Millionen km im Jahre 1982 auf 444 Millionen km täglich im Jahre 2002. Aufgrund des weiteren Rückgangs der Zahl kleiner Läden und der Unterversorgung von mehr als 8 Millionen Bundesbürgern dürften die Einkaufsfahrten in den letzten zehn Jahren über 5 Kilometer täglich pro Einwohner angestiegen sein, mit entsprechenden Folgen für Umwelt, Klimaschutz und den Geldbeutel der Menschen im ländlichen Raum und in Stadtteilen mit reduzierter Nahversorgung. „Jede Entwicklung sorgt aber für eine Gegenbewegung“, betont Wolfgang Gröll aus Berg bei München, der sich als Unternehmensberater auf die wohnortnahe Sicherung der Nahversorgung insbesondere im ländlichen Raum spezialisiert hat. Bereits Mitte der 1990er Jahre „begann eine Renaissance der kleinen Dorfläden“ hat Wolfgang Gröll festgestellt.

„Immer mehr Bürgermeister, Kommunalpolitiker und Einwohner im ländlichen Raum haben es satt, sich von den großen Konzernen vorschreiben zu lassen, wie weit sie zum Einkaufen fahren müssen und nehmen ihre Nahversorgung und ihre Lebensqualität lieber selbst in die Hand“ bestätigt Günter Lühning, Sprecher des Dorfladen-Netzwerkes im niedersächsischen Otersen. In dem kleinen Dorf, 80 Kilometer nördlich von Hannover, wurde bereits 2001 ein Dorfladen „von Bürgern für Bürger“ eröffnet, der heute auf 180 qm Verkaufsfläche etwa 2.300 verschiedene Lebensmittel anbietet und knapp vierzig Prozent der Lebensmittel-Kaufkraft vor Ort bindet. „Bis zu 200 Kunden täglich werden im Einkaufszentrum unseres 520 Einwohner zählenden Dorfes gezählt“, berichtet Lühning. Viele Dorfladen-Kunden kommen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Rollator und mobile Kunden brauchen mit dem Auto nur 1 oder 2 Kilometer fahren. Im Vergleich zum Einkauf in den Supermärkten in der 14 Kilometer entfernten Kreisstadt spart das rund 330.000 km und rund 50.000 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) jährlich. „Neben guter Nahversorgung und Lebensqualität gibt es somit gratis einen positiven Beitrag zum Klimaschutz“, schreibt das Dorfladen-Netzwerk im gleichnamigen Internetportal.

Mit dem Fahrrad zum Einkauf in den Dorfladen

Mit dem Fahrrad zum Einkauf in den Dorfladen

Der Dorfladen im niedersächsischen Otersen wird von einem genossenschaftlich organisierten Verein geführt, in dem 120 der 170 Haushalte im Dorf mit insgesamt 100.000 Euro Eigenkapital beteiligt sind. 2011 hat der Dorfladen-Verein in eine einhundert Quadratmeter große Sonnenstrom-Anlage auf dem Dach des Dorfladens investiert. Die 10 Kilowattpeak große Photovoltaik-Anlage hat im ersten Jahr über 10.000 Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom produziert, der zu 90 Prozent dem Eigenverbrauch im Dorfladen zugeführt wird, die Stromnetze entlastet und über 7.000 kg Kohlendioxid zusätzlich einspart. „In unserem Dorfladen kühlen wir mit Sonnenenergie“ und „Wer weiter denkt – kauft näher ein“ sind die beiden Slogan des niedersächsischen Dorfladens, der auch das Internet-Portal www.dorfladen-netzwerk.de betreibt.

© Dorfladen-Netzwerk und Dorfladen Otersen w.V., Steinfeld 9, 27308 Kirchlinteln-Otersen – Bericht und Fotos: STL-Presse-Service für Dorfladen-Netzwerk.

Veröffentlichung, auch auszugsweise nur mit Genehmigung des Dorfladen Otersen w.V. (dorfladen@otersen.de)

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