Nordwaldmarkt: Kurz vor Insolvenz nach 6 Monaten – Berater zuviel vertraut

In einer 5-minütigen Reportage berichtete das Bayerische Fernsehen am 25. April 2014 über die wechselvolle Geschichte des „Nordwaldmarktes“ – einem „Dorf-Supermarkt“ im 1.800 Einwohner zählenden Nordhalben im oberfränkischen Landkreis Kronach. 465 Bürger gründeten den Markt, der schon ein halbes Jahr nach der Eröffnung (Winter 2011) nach Verlusten von monatlich 10.000 € kurz vor der Insolvenz stand.100 Häuser stehen in Nordhalben leer, Geschäfte schließen und 2010 schloss auch der EDEKA-Supermarkt. Kein Wunder, dass die „Einwohnerzahl Jahr für Jahr um mindestens 20 bis 30 sinkt“. Dann versammelten sich die Bürger und ergriffen die Eigeninitiative. Die engagierten Bürger, die knapp 140.000 € Eigenkapital und über 2.000 Stunden Eigenleistungen in ihren Nordwaldmarkt investiert hatten, wurden für ihr vorbildliches Engagement zunächst leider nicht belohnt. Sie machten den Fehler, einen vermeintlich qualifizierten Unternehmensberater zu sehr zu vertrauen und machten ihn sogar zum hauptamtlichen Geschäftsführer „den wir teuer bezahlten“, hieß es jetzt in der Reportage des Bayerischen Fernsehens. Offenbar wurde zuviel Personal beschäftigt und Fehler in der Sortimentsgestaltung gemacht, so dass Monat für Monat hohe Verluste den Nordwaldmarkt schnell (fast) in den Ruin führten. Dann die große Wende: Der Geschäftsführung wurde gekündigt und mit Karl Roth übernahm ein ehrenamtlicher Geschäftsführer die Leitung. Karl Roth ist Ruheständler, nachdem er seinen Fensterbaubetrieb der nächsten Generation übertragen hatte. Mit vereinten Kräften gelang nach dem Nordhalbener Motto „miteinander weiterkommen“ die erfolgreiche Sanierung. „Heute macht der Nordwaldmarkt 1,5 Millionen € Jahresumsatz und fast 50.000 € Gewinn“, heißt es in der BR-Fernsehreportage. Der Nordwaldmarkt beschäftigt nicht mehr 20 Mitarbeiterinnen wie in den ersten 6 Monaten unter der Leitung des Unternehmensberaters, sondern 14, darunter sogar 2 Auszubildende.

Den engagierten Einwohnern in Nordhalben gratuliert das Dorfladen-Netzwerk ganz herzlich zu erfolgreichen Sanierung und der besonderen Gemeinschaftsleistung. Wir würdigen das Engagement des „Ruheständlers“ Karl Roth und empfehlen, vor einer Beauftragung von Unternehmensberatern deren Referenzen kritisch zu prüfen und Angebote bzw. Preise zu vergleichen. Niemals sollte ein Unternehmensberater zum hauptamtlichen Geschäftsführer eines bürgerschaftlich organisierten Dorfladens bestellt werden. Das Beispiel Nordhalben ist ein mahnendes Beispiel dafür.

Im Interesse von Transparenz haben wir recherchiert, wer in den ersten Monaten nach der Eröffnung als hauptamtlicher Geschäftsführer für den Nordwaldmarkt die Verantwortung trug. „Von einer „Wiederauferstehung im Advent“ sprach der hauptamtliche Geschäftsführer Prof. Volker Hahn, der als erfahrener Bürgerladen-Manager zusammen mit seinem Büro den Werdegang maßgeblich begleitete und auch die Einstellungen vornahm. Einfach einen ganzen Markt als Gemeinschaftseinrichtung zu kaufen, das sei wohl in ganz Oberfranken einmalig lobte er und zahlte bereitwillig seine Wettschuld. Dass der Nordwald-Markt noch vor dem zweiten Adventswochenende öffnen würde, hatte nämlich er selbst nicht geglaubt, was ihm zwei Kisten Sekt kostete“ – so wurde am Freitag, 10.12.2010 über die feierliche Eröffnung des Nordwaldmarktes berichtet. Quelle: http://nordhalben-aktiv.blogspot.de/2010/12/nordwald-markt-eroffnung-ungekurzter.html

Zur ausführlichen Reportage des Bayerischen Fernsehens schalten wir ebenfalls einen Link

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/unser-land/nordwaldmarkt-100.html

und wünschen dem Nordwaldmarkt weiterin viel Erfolg.

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