„Dorfladen-Systeme werden Standard“

Die Sicherung der Nahversorgung und Dorfläden standen beim Deutschen Nahversorger-Forum auf dem Petersberg bei Bonn im Mittelpunkt einer Fachkonferenz, bei der Otersens Dorfladen-Vorsitzender Günter Lühning und Rainer Utz, Lebensmittelgroßhändler aus Ochsenhausen bei Ulm zwei der fünf Fachvorträge hielten.Der Lebensmittelpraxis-Verlag als Herausgeber mehrerer Fachmagazine für die Lebensmittelbranche hatte in das langjährige Gästehaus der Bundesregierung auf den Petersberg eingeladen. Im Anschluss an das Deutsche Nahversorger-Forum wurden in festlichem Rahmen die „Shops des Jahres 2011“ in drei Kategorien gekürt und prämiert.

Neben einem Shop im Frankfurter Flughafen wurde ein Shop aus Nürnberg und erstmals ein Dorfladen zum „Shop des Jahres“ gekürt. Der von der Gemeinde Lauben im Oberallgäu betriebene Dorfladen Heising gewann die begehrte Prämierung in der Kategorie „Nahversorger und Kiosk“.

In den letzten zehn Jahren sank die Zahl der Lebensmittelgeschäfte deutlich von knapp 60.000 auf jetzt nur noch 39.500 und gleichzeitig verdoppelten sich die Einkaufsfahrten mit dem Auto auf über 400 Millionen Kilometer täglich, so der Referent eines Marktforschungsinstitutes. Der Anteil traditioneller Lebensmittelgeschäfte bis 200 Quadratmeter Verkaufsfläche halbierte sich auf nur noch 21 Prozent. Dadurch ergeben sich für immer mehr Dörfer und Gemeinden mit 500, 1.000 oder 2.000 Einwohner erhebliche Nachteile in der Versorgung der Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs, so die Experten bei der Tagung auf dem Petersberg.

Die Probleme der Nahversorgung werden sich durch den demografischen Wandel in den ländlichen Regionen noch verstärken“ betonte Rainer Schmidt-Illguth von der BBE-Handelsberatung. „Dorfladen-Systeme werden sich in dünn besiedelten Regionen Standard werden müssen„, betonte Schmidt-Illguth.

Rainer Utz beim Vortrag (C) lpv-verlag

Rainer Utz beim Vortrag (C) lpv-verlag

Rainer Utz, Lebensmittelgroßhändler aus Baden-Württemberg und Günter Lühning aus Otersen stellten übereinstimmend fest, dass jeder Trend einen Gegen-Trend auslöst und immer mehr Gemeinden und engagierte Bürger aktiv werden, um sich mit einer zeitgemäßen Nahversorgung Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit für die Menschen auf dem Lande zu erhalten. Unter dem Titel „Kleine Flächen – großer Service: Tante Emma kommt zurück“ berichtete Rainer Utz über die Sicherung der Nahversorgung in Süddeutschland.

Rainer Utz hat mit zwei Partner-Unternehmen aus Bayern die Vertriebskonzepte für über 200 „Um´s Eck“ und „Dorfladen“-Nahversorgungsgeschäfte entwickelt und mit Erfolg realisiert. Engagierte Bürger, Ortsvorsteher oder Bürgermeister, viele Bürger als Kapital-gebende Gesellschafter und ehrenamtliches Engagement in den Führungs- und Kontrollgremien nannte Rainer Utz als Voraussetzungen für einen erfolgreichen Dorfladen.

Günter Lühning beim Vortrag (C) lpv-verlag

Günter Lühning beim Vortrag (C) lpv-verlag

Günter Lühning referierte über die Entwicklung des Dorfladens Otersen seit 2001 vom kleinen Lebensmittel-Markt zum Lebens-Mittelpunkt eines Dorfes, der Lebensmittel, Dienstleistungen, Service und mit dem neuen Dorfcafé auch einen Treffpunkt für alle Generationen unter einem Dach bietet. „Eigeninitiative statt Unterversorgung“ sei seit über 10 Jahren die Leitlinie für den Dorfladen „von Bürgern für Bürger“, betonte Günter Lühning.